< zurück zum aktuellen Logbuch

LOGBUCH 4

Aktualität von oben nach unten

Samstag, 24. April 2004 * Kalamata * Warten auf "besser Wetter". Eigentlich wollten wir definitiv am Dienstag lossegeln in die neue Saison. Die Wettervorhersage hat aber etwas dagegen. Das hoffentlich letzte Nachzügler-Tief des Winters zieht bis Mittwoch noch über uns weg. Zwar ohne schwerere Stürme, aber - wozu lossegeln bei Regen und Gewitterneigung? Da ruhen wir uns doch lieber noch zwei Tage länger aus und lassen uns bei unseren Vorbereitungen etwas mehr Zeit. Die Route ist aber bereits studiert: Mit Zwischenstopps in einigen Ankerbuchten bewegen wir uns rund um den mittleren "Finger" des Pelepones. Erstes Ziel wird die Hafenstadt Gythion im Einschnitt zwischen dem mittleren und östlichen "Finger". Da es an den südlichen Kaps durch Strömung und Wind, die aus der Ägäis herauskommen, recht "haarig" werden kann, müssen wir uns vorsehen. Ende Mai wollen wir dann in Athen sein. Zum Ersten, weil wir uns dort mit Elisabeths Bruder und seiner Familie treffen wollen - sie machen mit dem Wohnmobil eine Rundreise. Zum Zweiten, weil wir uns entschieden haben, unsere neue Segelgarderobe in Athen schneidern zu lassen. Auch wenn ich aufgrund bisheriger Erfahrungen eigentlich keine allzu gute Meinung von griechischen Handwerkern habe (s. Text "der Specialist"), spricht Einiges für diese Lösung: erstens kann der Segelmacher die Segel vor Ort selbst vermessen (wenn dann was nicht passt, kann das auf der Stelle reklamiert werden) und zweitens spricht der angebotene Preis dafür: ca. 60% (!) dessen, was wir in Deutschland bezahlen müssten. Daraufhin haben wir spontan beschlossen, uns auch noch einen Rollfock-Mechanismus für´s zweite Vorstag zu leisten. Segeltechnisch macht das Sinn: Wenn der Wind über 4 Beaufort anzieht (bis zu dieser Windstärke können wir vermutlich die neue große 140%-Genua am vorderen Bugspriet-Stag fahren), sind wir sicher dankbar dafür, nicht erst nach vorn springen zu müssen, um unter Starkwind ein flatterndes kleineres Segel am hinteren Stag einzufädeln. So geht das dann recht flott und sicher: Genua eingerollt und, fast gleichzeitig, die leicht verkleinerte Normalfock am hinteren Stag ausrollen. Da dieses Segel am stark beanspruchten Achterliek an mehreren Stellen beschädigt und dilettantisch geflickt war, aber ansonsten noch recht ordentlich aussieht, haben wir es um 15 cm gekürzt, mit Trimmleinenführung frisch vernäht und vom Segelmacher neue Haltegurte für Schot und Horn anbringen lassen. Damit ist dieses Segel nach unserer bisherigen Erfahrung mit den Segeleigenschaften unserer Unity "gut" für Windstärken bis ca. 7 Beaufort. Wenn bei stärkeren Winden noch ein Stützsegel gebraucht wird, kann dieses Segel dann stufenlos bis auf Bettlakengröße eingerollt werden. Da das künftige Großsegel zwei Reffs haben wird und das Besansegel immerhin noch ein Reff, werden wir auf "alles", was kommt, mit einer ausgewogenen und aufeinander abgestimmten Dimensionierung unserer drei Segel reagieren können. Ansonsten wappnen wir uns schon geistig für eine krasse Strapazierung unserer Nerven durch die griechischen "Specialists" - wir werden darüber berichten.

In den letzten Tagen habe ich zwei Ratgeber für Langfahrer (und alle, die sich mit dem Gedanken daran tragen) gelesen. Einer war verfasst von einem deutschen Segler, der andere von einer englischen Seglerin. Der deutsche Segler geht davon aus, dass man, ohne mindestens eine Million Euros auf der hohen Kante zu haben, gar nicht erst loszusegeln braucht, scheint aber auch auf einem relativ teuren Boot recht aufwändig zu leben. Die (allem Anschein nach einiges erfahrenere) englische Seglerin begnügt sich demgegenüber mit wenigen "Zig-Tausend", lebt dafür aber auch sehr bescheiden mit ihrem Mann auf einem recht karg dimensionierten und ausgestatteten Boot. Wir "segeln" irgendwo zwischen diesen Positionen herum. Unser Boot ist recht komfortabel, trotzdem leben wir relativ bescheiden (keine Restaurant- und Kneipenbesuche, sorgfältige Preisvergleiche bei Lebensmitteln und anderen Einkäufen etc.). Ich glaube, es gibt bei diesem Thema keine "Wahrheiten". Vieles hängt alleine schon davon ab, was man vorhat. Wir wollten von vornherein "einfach auf dem Boot leben" und in einem überschaubaren Seegebiet unterwegs sein (vorerst wird es das griechische Seegebiet bleiben - es ist anerkannter Maßen eines der schönsten weltweit). Von "Weltumsegelung" war nie die Rede. Das einzige, was wir wohl früher oder später einmal runden werden, sind die Inseln entlang des Mittelmeers bis zur spanisch-/französischen Grenze, von wo wir durch den "Canal du Midi" in die Biskaya tuckern, um dann nach Norden zu Nord- und Ostsee zu segeln. 

Bei allen Erwägungen gibt es den definitiv wichtigsten Punkt: Die Wahl des "richtigen" Bootes. Und das wiederum gibt es definitiv nicht

Grob gesagt, gibt es drei Kriterien bei der Auswahl des Bootes: Komfort, Geschwindigkeit und Ökonomie. Zwei davon sind realisierbar. Alle drei nicht. Man kann ein komfortables und schnelles Boot kaufen - das dann aber relativ kostspielig wird. Typische Vertreter dieser Kategorie sind die aktuell so beliebten Fahrtenkatamerane. Selbst für gebrauchte Teile in akzeptablem Zustand muss man noch ein Sümmchen bezahlen, das unser Budget deutlich überschritten hätte. Außerdem sind die Folgekosten sehr hoch. Alleine die doppelten Hafengebühren gehen mit der Zeit ordentlich ins Geld. (auf die "Glaubenskriege" zwischen den Befürwortern von Ein- und Mehrrumpfbooten will ich an dieser Stelle bewusst nicht näher eingehen). Oder man entscheidet sich für ein schnelles, relativ günstiges Boot - zum Langfahrtsegeln ist ein solches Boot nach unserer Meinung aber nicht geeignet. Leben "im Keller" in relativ beengten Verhältnissen drückt mit der Zeit ganz schön auf´s Gemüt. Wir haben Eigner solcher Boote kennen gelernt. Oft offen eingestanden beneideten sie uns um unseren Komfort, nachdem sie aus ihren engen dunklen "Racern" gekrabbelt waren. Und wenn man bedenkt, dass man den weit überwiegenden Teil der Fahrtenzeit nicht unterwegs ist, sondern in einer Bucht oder einem Hafen liegt, spricht für unseren Geschmack einiges dafür, "Komfort" an die erste Stelle zu setzen. Also: komfortabel und bezahlbar. Und da ist unsere Unity ein echtes Schmuckstück. Nachdem ich mich seit 20 Jahren für die Konzeption von Schiffen interessiere, fiel mir für unser individuelles Vorhaben mit unseren persönlichen Präferenzen kein Boot aus dem großen Spektrum des Angebots ein, das unseren Wünschen besser entsprochen hätte. Außerdem heißt "komfortabel" nun nicht, dass unser Schiff sich nicht bewegen würde. Wir planen nur unsere Tagesstrecken etwas kürzer, oder müssen eben mal etwas früher raus, wenn der "Schlag" etwas länger ausfällt. Aber dafür genießen wir auch unterwegs unser geräumiges, gutmütiges und komfortables Schiff, mit dem wir noch immer gut und ungestresst ankamen, wo immer wir hin wollten. Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über die alljährlich stattfindende populäre "ARC-Transatlantik-Regatta" von den Canarischen Inseln in die Karibik, gelesen. "Racer" schaffen die Strecke in ca. 14-18 Tagen. Schnelle Fahrtensegler in ca. 18-24 Tagen, Langkieler (wie unsere Unity) brauchen bis zu 35 Tage. Das Bemerkenswerte: Trotz der viel längeren Zeit auf See kommen die Langkieler-Crews gemessen an ihrem körperlichen und seelischen Zustand bei Weitem in der besten Verfassung in der Karibik an. Das sagt doch was .... zum Beispiel auch, dass unser Schiffchen durchaus "seegängig" ist - wir haben schon von einigen Nauticats auf "großer Fahrt" gehört. 

An dieser Stelle muss ich aber anmerken, dass ich mich, wenn ich denn wirklich eine Weltumsegelung ins Auge fassen würde, für ein anderes Boot entscheiden würde. Die seitlichen Schiebetüren und die großen Scheiben des Ruderhauses, für unsere Zwecke ein wunderbarer Komfort, sind vielleicht nicht so toll, wenn ein paar meterhohe Atlantikwellen mit ihrem tonnenschweren Wasserdruck über das Schiff hereinbrechen. Wie gesagt: bei der Wahl des Schiffs sollte man schon recht genau wissen, was man will. Bei vielen Schiffen haben wir allerdings den Eindruck, dass das eben nicht so ganz klar ist. Also gibt es immer mehr "08/15"-Einheitsschüsseln. Sie wollen es allen recht machen und sind dabei nur eines: zum Gähnen langweilig. Wir wanderten vor zwei Jahren über die "Hanseboot"-Messe in Hamburg. Nach der wiederholten Besichtigung des immer Gleichen mit leichten Variationen blieb mir zwischen all den sündteuren Langweilern nur ein Boot nachhaltig im Gedächtnis: In einer Nische des Messegeländes stand ein kleines schnuckliges Schiffchen aus polnischem Werftbau. Mit seinen knapp sechs Metern Länge winzig anzusehen, aber innen ein kleines, helles Raumwunder mit Sitzecke, 2 Kojen, kompletter Küchenzeile und Nasszelle - alles mit Stehhöhe (!). Ein geräumiges, ergonomisch gestaltetes Cockpit und ein simpel zu bedienendes Rick mit Vor- und Hauptsegel war da und sollte nach Herstellerangaben akzeptable Leistungen bringen und ein eingebauter kleiner Diesel rundete die Sache ab. Der Tiefgang erlaubt durch Kielschwert auch das Befahren lauschiger Binnengewässer und Flachwasserreviere. Der Neupreis siedelte sich auf dem Niveau eines Kleinwagens an. Eine komfortable und vielseitig nutzbare "Volksyacht", bei der man schon vom Ansehen sicher sein konnte, dass sie als Urlaubs- und Wochenend- Fahrtenboot viel Spaß machen kann, wenn man sich nicht davon blenden lässt, was nach Meinung der etablierten Szene als "wichtig" deklariert wird. Prompt wird das Teilchen wohl auch nie in die Berichte der etablierten Hochglanz-Segelmagazine aufgenommen. Wenn ich aber jemals wieder einen Wohnsitz in Deutschland habe und das Meer in "Wochenend-Nähe" ist, könnte ich mir den Ankauf dieses Schiffchens durchaus vorstellen. Dass ich mich mit dieser Aussage bei manchen Puristen ganz schön unbeliebt mache, ist mir offen gesagt - wurscht ....

Samstag, 17. April 2004 * Kalamata * Die Frequenz meiner Logbucheinträge, zusammen mit der Ortsangabe könnte einen scharfsinnigen Produzenten logischer Rückschlüsse zu folgendem Resultat seiner Überlegungen führen: a) der Verfasser des Logbuchs hat Zeit, b) er hat Zeit, weil sich sonst nichts tut. "a" ist richtig: (fast) alle Vorbereitungen zum Auslaufen getätigt, alle Umbau-, Service- und Wartungsarbeiten erledigt. "b" trifft auch zu: eigentlich hat die neue Segelsaison bereits begonnen - mit einer der häufigsten Übungen: warten auf ein passendes "Wetterfenster". Und weil in den nächsten Tagen noch ein paar verspätete Tiefs mit ihren "Trögen" noch etwas zu weit nach Süden rutschen werden, bleibt nur, sich in Geduld zu üben. Es gibt ja trotzdem genügend zu tun: Lesen statt schleifen, schreiben statt schrauben. Wir genießen, was wir während des Sommers so nicht mehr haben werden: Zum Beispiel das Warenangebot einer kleinen Großstadt (nach griechischen Maßstäben), den Komfort der Marina, die Nachbarschaft mit unseren Seglerfreunden am Steg, der regelmäßige Bezug der "ZEIT"; letzteres wiegt fast so schwer, wie die anderen Punkte. "Draußen" lacht uns wieder, wenn denn überhaupt eine deutsche Zeitung greifbar ist, die "Bild" hämisch aus dem Zeitschriftenständer an. Wir sind dann so angewidert, wie ein halbwegs intelligenter Amerikaner, der mit "seinem" Präsidenten identifiziert wird.

Was hat uns die Lektüre des "Qualitätsblattes" "ZEIT" während der Wintermonate an Einsichten gebracht? Dass Kochen noch immer als "Kulturgut" gewertet wird (Opa Siebeck als kulinarischer Märchenonkel), dass wir Harald Martensteins Glossen (die von Frau Berg waren amüsanter, aber leichtfertiger - hängt wohl irgendwie zusammen...) und Jens Jessens Klugheit genießen, Herausgeber und "Elder Statesman" Schmidt noch immer "raunzt" - aber das ziemlich weise, Naumann zuweilen schöne geistig-sprachliche "Häkeldeckchen" fabriziert, der "Gräfin" Geist noch immer den Redaktionen mit ihrem ethischen Marschallstab das moralische Kreuz gerade richtet.

Neben den Personalien en passant "rübergekommen": Dass Kirchenzugehörigkeit nicht vor Amoralität schützt (Methodistenprediger G. Bush), alte, einäugige Monstren nicht mehr mit Steinen sondern Mist werfen (Zyklop Rumpsteak ... oder wie hieß der Mensch gleich? Das Alte Europa ist so vergesslich....). Der "Ethikrat" in der "ZEIT" immer eindringlicher argumentiert, weil die Deutschen immer ratloser sind. Bei unfähigen Politikern, korrupten Wirtschaftslenkern und bedeutungslosen Kirchen ist das kein Wunder und darf vielleicht nicht in vollem Umfang "der Bevölkerung" angelastet werden - andererseits hat sie wohl eben die Politiker, Manager und Pastoren, die sie "verdient" - die Schmerzgrenze für einen "Aufstand der Anständigen" ist anscheinend noch lange nicht erreicht. Zur Zeit ist noch Emigration angesagt. Innere und äußere. Die Wirtschaft geht mal wieder forsch voran, der Rest grummelt "Soll´n sie halt gehen, die vaterlandslosen Gesellen...." Sinngemäß so gelesen in der aktuellen "ZEIT" und: 

"Schatzkammern der Bildung"; unter dieser Überschrift steht nun kein Artikel über eine besonders gut sortierte Bibliothek, eine Hochschule mit besonders brillianten Vorträgen oder wenigstens eine besonders aufschlussreiche Website im Internet. Von der protzigen "Museumsinsel" in Berlin ist die Rede. Und damit offenbart sich doch gleich ein Teil des Dilemmas: der Deutschen Bildung liegt im Museum wie anscheinend der Amerikaner Moral in einer methodistischen Bibelstunde. Sind Menschen, die in Reformsandalen das Pantheon-Fries anglotzen, danach gebildet? Ich hab´s auch angeglotzt - EIN gutes Buch gibt mir mehr. Ist man nach einer Bibelstunde ein besserer Mensch? Da kann ich als Sohn eines Methodistenpastors nur konstatieren: Ganz sicher nicht. Sonst hätte Laienprediger Bush "gesegnet" und nicht "geflucht", sprich: er hätte mal wenigstens versucht, zu verstehen, was in dem geografischen Gürtel wirklich passiert, den er unter windigsten Vorwänden bombardierte, um an seine Ölreserven ranzukommen. In jedem Seminar "Gewalt in der Gesellschaft" hört man seit ca. 50000 Jahren: "Nur wer sich geistig unterlegen fühlt, schlägt zu.". Da fühlen sich aber grade ziemlich Viele ziemlich unterlegen in der Welt. Fazit: Solange noch nach "Bildung" im Museum gestöbert wird, werden wir "geistig" recht arm bleiben und solange die Weisheit in frömmlerischen Bibelstunden gesucht wird, wird sich wohl auch auf "geistlichem" Gebiet wenig ändern (ohne damit unserem amtseidlich-gottlosen Bundeskanzler das Wort reden zu wollen - die Geste bei seinem Amtsantritt war, pardon, "kulturell bescheuert" (warum soll man immer den "Stammtischen" die starken Ausdrücke persönlicher Verachtung überlassen?)).

Soweit die Presseschau. In ein paar Tagen geht´s "raus" auf die Inseln und wenn wir unterwegs dann doch mal eine "Süddeutsche" oder wenigstens eine "Neue Züricher" oder "FAZ" finden, nehmen wir eben damit vorlieb. Ansonsten hab ich noch einige von mir bislang nicht ausgeforschte "Schatzkammern der Bildung" in meiner Bordbibliothek (ca. drei "laufende Meter" - da geht ganz schön was rein....). Außerdem ein paar CDs mit dem Inhalt mehrer hundert Werke aus Philosophie, Theater, Lyrik und Literatur. Dazu gebunden und auf CD-ROM die Bibel - wenn die wohlwollend, ernsthaft und mit freiem Geist gelesen würde von einigen Leuten, die ansonsten nicht unbedingt Bibelstunden frequentieren, müsste Herr Bush anfangen sich Sorgen zu machen - ein "Aufstand der Anständigen" wäre absehbar - so entstanden übrigens vor ca. 250 Jahren die "Methodisten" (Bemerkungen zu diesen in einem "Stichwort") - woran man nebenbei sieht, dass jede Bewegung missbraucht werden kann.

Donnerstag, 15. April 2004 * Kalamata * War wohl nichts mit Auslaufen zum Ansegel-Törn nach Agios Andreas - Peter steckt mit einer Erkältung im Bett. Nicht dass es nun langweilig würde. Wir leben grade mitten in einem Krimi, der uns Gott sei Dank zwar nicht direkt betrifft, aber "nette" Details enthält: uns bekannte Yachties in Handschellen (von Griechen in den Abendnachrichten im TV entdeckt), ein Geheimagent a.D., der das schon vor geraumer Zeit orakelte, fluchtartig zum gleichen Zeitpunkt verschwindende andere Yachten, Rauschgift (in den Bergen hinter Kalamata soll es riesige Marihuna-Plantagen geben). Wie das alles zusammenpasst, wissen wir nicht - wir beobachten einfach und spekulieren genussvoll.... Nicht dass unser Hafen jetzt zu einem Räubernest geworden wäre - die meisten Yachties sind harmlose Langfahrer wie wir. Aber internationale Häfen sind eben immer besondere Punkte, an denen auch dies und jenes "angeschwemmt" wird, das nicht nur Yachtsport und Reisen im Schilde führt ....

Mit unserem Lachs und den Putenfilets, die wir zum Ansegel-Barbecue in Agios Andreas gekauft haben, haben wir nun eben gestern einen Grillabend für "den Steg" gegeben. War wieder sehr nett und danach saßen wir noch lange mit Ralf zusammen, um seine weiteren Pläne zu besprechen: wenn er sein Boot verkauft hat, startet er in Richtung Südsee, um mit einem Skipper, den man getrost als "knorrige Seglerlegende" (3 Weltumrundungen "einhand") bezeichnen kann, auf einer klassischen "Colin Archer" aus Holz noch einmal "rund" zu segeln. Wir werden für Ralf ein Archiv seiner Notizen anlegen und ein kleines Online-Logbuch führen. Was dann dabei herauskommt, wird sich zeigen. Der alte Skipper hat wohl in der Vergangenheit einige Anfragen von Verlagen ausgeschlagen. Vielleicht klappt´s ja auf diesem Weg, seine riesige Erfahrung und tausende großer und kleiner Geschichten zu bewahren. Wir entwerfen schon mal einige Ideen für eine originelle und professionelle Konzeption des Projekts. Mit Hilfe des  Internets ist es ja sehr einfach, dass uns Ralf während seiner auf die Dauer von ca. drei Jahren geplanten Reise immer wieder Bild- und Textmaterial zur Sichtung und Archivierung zuschickt. 

Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass uns Ralf eine wunderschöne (und sündteure) Gasdruck-Petroleumlampe aus seinem Schiffsfundus geschenkt hat, weil er meinte, er brauche sie ja nun doch bald nicht mehr. Das Hightech-Gerät macht aus fein zerstäubtem Petroleum ein Licht von enormer Helligkeit (nicht zu vergleichen mit Lampen aus dem Baumarkt), sieht "schön schiffig" aus und ist nagelneu! Wir waren richtig gerührt.

Samstag, 09. April 2004 * Kalamata * Das griechische Osterfest hat gestern begonnen. Den ganzen Karfreitag hindurch wimmerten traurig die Kirchenglöckchen ohne Unterbrechung. Dann ließen es die Griechen im wahrsten Sinn des Wortes krachen: Wie in Deutschland in der Neujahrsnacht wurden Böller und Feuerwerkskörper in solcher Menge abgeschossen, dass man vermuten konnte, ganz Kalamata sei ein einziges Sprengstofflager, das jetzt in die Luft flog. Vor dem Hintergrund der Feuerwerke wurden lebensgroße Strohpuppen abgefackelt, und an diesen zog eine illuminierte Prozession vorbei. Ich saß auf dem Achterdeck und beobachtete fasziniert diese gespenstisch anmutende Mischung aus christlichen und heidnischen Ritualen. Für den außenstehenden Beobachter wirkt das doch recht archaisch - vor allem, wenn man es mit dem still-besinnlichen Karfreitag in nördlichen Breiten vergleicht.

Heute war Elisabeth noch einmal bei herrlichstem Frühlingswetter auf beiden Masten und wir notierten zusammen mit Peter die Maße für die neuen Segel, damit wir sie bestellen und evtl. im Herbst von Deutschland mitbringen können. Wir haben auch in Griechenland noch eine englische Segelmacherin (s. "Nidri"), von der wir uns ebenfalls ein Angebot einholen. Außerdem wurde eine Liste der erforderlichen Beschläge erstellt, um ein zweifach gerefftes Groß und ein einfach gerefftes Besan fahren zu können, außerdem alles für den ebenfalls im Herbst geplanten Umbau der beiden Vorstage. Diesen Sommer fahren wir noch einmal die alten, etwas maroden Segel - sie werdens wohl noch mal tun und wenn je etwas zu Schrott gehen sollte, spielt das auch keine große Rolle. Jetzt im Frühjahr wäre der umfassende Refit der Besegelung, wie wir ihn geplant haben, zu hektisch geworden - man weiß nie, welche Verzögerungen auftreten, da kann ein einzelnes zusätzliches Teil, das aus Deutschland bestellt werden muss, drei Wochen bedeuten. Im Herbst lässt sich das dann in Ruhe und "Zug um Zug" erledigen. Jetzt geht die Tendenz schwer auf "RAUS!" - Mittwoch nächster Woche haben wir einen ersten Törn in den reizenden Fischereihafen von Agios Andreas quer über die Bucht geplant - abends gemeinsam grillen, am nächsten Tag zurück - wir freuen uns riesig darauf. Peter und Heide (SY Cats) kommen mit, Ralfi segelt bei uns mit, die Crews der anderen beiden Yachten (Boheme und Excellente) haben es nicht so eilig, wieder unter Segeln zu sein und bleiben wohl da. Wir können´s zwar nicht so recht nachvollziehen (voraussichtliches Wetter klasse, Wind klasse, im "Geschwader" segeln klasse, Hafen nett, Distanz (12 Seemeilen) gemütlich .... was denn noch?) Es wäre nett gewesen, nachdem wir ein halbes Jahr mehr oder weniger "Boot an Boot" miteinander im Hafen verbracht haben, auch mal gemeinsam einen kleinen Törn zu unternehmen, bevor jeder wieder seiner Wege zieht, aber - nun gut. Peter und Heide werden ja auch wie wir den nächsten Winter wieder hier verbringen, die Excellente will in die Türkei, Boheme (bald "Jambala") weiß noch nicht so recht und Ralfi wird dann hoffentlich nach erfolgreichem Verkauf seines Bootes in der Südsee eine Weltumsegelung auf einer klassischen "Colin Archer" mit, dem Vernehmen nach, ebenso klassischem Skipper (einer dieser knorrigen Weltumrundungs-Legenden) antreten.

Donnerstag, 07. April 2004 * Messinischer Golf * Jau - endlich steht mal nicht mehr nur "Kalamata" als Ortsangabe im Logbuch. Wir haben zusammen mit der "Cats" einen "Ansegel-Nachmittag" gemacht und schipperten bei gemütlichen 3-4 Beaufort durch den Messinischen Golf. Natürlich wurde von beiden Booten aus heftig photographiert und so haben wir ein paar schöne Bilder von unserer Unity unter Vollbesegelung erhalten - eine kleine Auswahl auf der Fotoseite "Ansegeln".

Dienstag, 05. April 2004 * Kalamata * Tja - Das kann vorkommen: durch einen Denkfehler ist fast das komplette Logbuch dieses Frühjahrs ins "Daten-Nirvana" entschwunden. Na, dann rekapituliere ich eben schnell noch mal das Wichtigste - so viel Aufregendes ist ja nicht passiert:

Wir haben die "kalte" Jahreszeit dazu benutzt, eifrig an unseren kreativen Projekten zu arbeiten. Elisabeth im Schiff, ich hatte meinen Arbeitsplatz am Wohnmobil-Schreibtisch aufgeschlagen. Täglich beschallte Elisabeth unser Schiff mit E-Piano und Computer-Mischpult, ich saß am Laptop mit wunderschönem Blick durchs Panoramafenster auf Hafen und Stadt. Im Januar gab es dann doch mal "richtig Schnee". Die Temperaturen plumpsten für eine Nacht auf Minus Sieben Grad (!), was die Griechen sichtlich unvorbereitet traf: Kalamata war ein einziger Wasserrohrbruch. Ein paar Eindrücke des immer noch eher seltenen Ereignisses auf der Winterseite.

Aber oft gab es doch angenehm warme Perioden, in denen eine freundliche Sonne schien und wir durch die Stadt spazieren oder uns am Steg zu einem Plausch, einem gemeinsamen Essen oder Kaffee oder zum Boule-Spielen mit den Nachbarn treffen konnten. Als im Februar die schönen Tage immer häufiger und milder wurden, kam, erst unmerklich, dann immer deutlicher ersichtlich, Bewegung in den Winterschlaf des Hafens: Die neue Segelsaison kam in Sicht und Alle werkelten fleißig an ihren Bötchen. Auch wir begannen im Hinblick auf baldiges Segeln noch einige Wartungs- und Reparaturarbeiten. Elisabeth geriet dabei "hoch hinaus", was auch eine ganz neue Sicht auf unser Boot erbrachte - Bilder auf der Fotoseite "On Top of the World"

Dann nahmen wir das Schiff für drei Wochen aus dem Wasser (Fotoseite "Landgang") und werkelten mit Zwei-Komponenten-Primer, Lacken und Antifoiling. Nebenbei bekam das Schiff so einen neuen Wasserpass und vier vergammelte Seeventile wurden mit Borddurchführung, Kugelhähnen und Schlauchstutzen neu installiert. Wieder im Wasser wurden noch einige Elektroarbeiten erledigt, die überfälligen Schiebetüren von abgeblättertem Lack befreit und neu eingelassen. Unser Schiffchen wird immer schöner und besser.

Das war nicht immer so. Als ich vor dem Kauf kulanter weise Gelegenheit bekam, ein paar Tage auf dem Schiff mitzusegeln, legte ich in meinem Notizbuch eine lange Mängelliste an, in dem Bewusstsein, dass diese Liste auf noch mehr schließen ließ, was ich nicht direkt als Schaden entdecken konnte .... - meine Vermutungen in diese Richtung bestätigten sich später unter anderem durch die Entdeckung offensichtlich unsachgemäß ausgeführter Reparaturversuche. Die Schäden waren zwar für mich nicht überraschend und auch nicht substantiell (Nauticat ist eben Nauticat), ärgerlich war nur, dass sie sich teilweise in den unpassensten Momenten zeigten. Aber ich hatte mich vor dem Probetörn gründlich informiert, mit Fachliteratur bewaffnet (sogar zwei Bücher über Schiffs- und Yachtbau gewälzt) und hakte die essentiellen Punkte ab (Osmose, Kiel, Motor, Segel, Deck etc. - manches war "o.k", manches akzeptabel, manches mehr oder weniger reparaturwürdig und wies teilweise darauf hin, dass das Schiff in letzter Zeit nicht (mehr?) oder unsachgemäß gepflegt und gewartet worden war - bei Gebrauchtbooten oft der Fall, wie ich inzwischen von Gesprächen mit anderen Seglern weiß. Bevor ein Skipper sich zum Verkauf seines Bootes entschließt, ist meist schon längst die Lust am Boot verflogen - und damit auch die Lust, es zu warten ... ). Ich hatte via Internet viele Vergleichsangebote eingeholt, andere vergleichbare Nauticats in England direkt besichtigt und wusste so in etwa, wie ich den vom Verkäufer geforderten Festpreis bewerten konnte. Faustregel beim Bootskauf (neu oder gebraucht) ist normaler weise, dass man zum Kaufpreis ca. 30-50 % addieren muss, bis das Boot so dasteht, wie man es haben will. Ich verglich Zeitwert, Ausstattung etc. und kam zu dem Schluss, dass der vom Voreigner genannte Festpreis für meine Kalkulation (s.u.) akzeptabel war. Wenn wir jetzt noch eine neue Segelgarderobe (kommt nächsten Winter) einrechnen, haben wir für Reparaturen, Renovierungen, Material und zusätzliches Equipment ca. 15 % des Kaufpreises investiert - und natürlich viel Eigenarbeit - aber wer "zwei linke Hände" hat und keine Lust auf "ordentlich Arbeit" (die nie ausgeht), sollte sich den Kauf eines Schiffs ohnehin "drei Mal überlegen" (... es sei denn, er hat kürzlich im Lotto gewonnen - keine Chance für uns - wir spielen nicht .....). 

Meine Kalkulation vor dem Kauf sah zuletzt so aus: Eine nach allen Recherchen ebenfalls in der engeren Wahl stehende Nauticat in England war zweieinhalb Jahre älter, noch mit Holzaufbau (im Mittelmeer problematisch) und sollte 20% mehr wie die Unity kosten. Sie war besser gepflegt, aber schlechter ausgestattet, wie die Unity. Wenn wir nach dem bisherigen "Refit" unsere Mehrkosten von 15% damit vergleichen, haben wir also für weniger Geld eine jüngere und (auch durch weitere Einbauten und Installationen - siehe unten) wesentlich besser ausgestattete Yacht. Ein Grund, der ebenfalls für die "Unity" sprach, war, dass sie bereits in Griechenland lag, wohin wir ohnehin wollten - eine Reise von England entlang der Atlantikküste und quer durch´s Mittelmeer hätte unser Können zum Zeitpunkt des Kaufs eindeutig überschritten. Wir hatten Angebote von Skippern eingeholt, die uns bei einer Überführung helfen könnten. Die Rückmeldungen waren, dezent ausgedrückt, haarsträubend - was sich in dieser Szene an abgedrehten Freaks (kann man nicht anders bezeichnen....) tummelt, ist nicht zu fassen. Einer wollte nur mitkommen, wenn er für die Dauer der Reise bei mir in der Eignerkabine hätte schlafen dürfen, d.h. Elisabeth sich ins Vorschiff verzogen hätte (er meinte, er fühle sich sonst zusammen mit einem Ehepaar zu sehr als "drittes Rad am Wagen" - ab zum Psychiater...) - der skurrile Gipfel eines Eisbergs in dem noch horrendere Möglichkeiten vermutet werden dürfen.

Für alle, die es interessiert, eine "kleine" bunt gemischte Auswahl der inzwischen am Schiff ausgeführten Arbeiten: Motor-Generalüberholung wegen Wasser im Öl (Zylinderkopfdichtung defekt - dazu auch der Text "Der Specialist")), Revision des Süßwasser-Kühlkreislaufs und Getriebes (noch bevor wir im Frühjahr aufbrachen), gebrochene Dichtung an der Seewasserkühlung (Wärmetauscher) erneuert (bereits 2002 - das Schiff wäre fast dadurch gesunken - die Kühlung liegt unter der Wasserlinie), Impeller der Kühlung und alle Öl-, Kraftstoff- und Wasserfilter erneuert, Motorblock und Bilgen gereinigt; leckenden, gebrochenen Brauchwassertank ersetzt, ausgeschlagene Brauchwasserpumpe erneuert, leckende Toilette umgebaut, Maststütze statisch stabilisiert, völlig unakzeptables elektrisches System generalüberholt (alle Leitungen durchgemessen, gebrochene Leitungen ersetzt, korrodierte Verbindungen repariert, unbelegte alte Leitungen entfernt, Anschlüsse an den Batterien auf Klemmleisten mit nummerierten Klemmen gesetzt, Leitungen gekennzeichnet, das System mit Schaltplänen neu konzipiert) incl. Planung und Installation von zwei getrennten Kreisläufen (Bordstrom / Anlasserstrom) mit Trenndiode, 3 (sehr) alte Batterien gegen neue 2x Gel (240 Ah - Bord) und 1x wartungsfrei (175 Ah - Anlasser und Notstrom) ausgetauscht und neu verkabelt, zwei Wechselrichter (12V > 220V) installiert, Lichtmaschine für Test und Wartung aus- und wieder eingebaut, abgenutzten Motorkeilriemen erneuert, Installation eines "Powerladers" für die Lichtmaschine mit Steuerungs- und Kontroll-Leitungen, altes Landstrom-Ladegerät gegen neue Elektronik mit moderner Ladetechnik ausgetauscht, "schwimmende Erdung" des alten Systems behoben, neues Radar eingebaut und installiert, marode Reste des alten Radars abgebaut (ca. 15 Kilogramm schwere Antenne und ca. 12 m. zentimeterdickes, wassergefülltes (!) Kabel durchs halbe Schiff), überflüssigen und sperrigen Radarschrank im Ruderhaus ausgebaut, klappbare Ruderbank für den Innensteuerstand gebaut, Windrad mit Regler für alle drei Batterien neu eingebaut und mit Solarregler abgeglichen, Maststufen am Besanmast angebracht, um das Windrad warten zu können, U-förmige Arbeitsecke mit Arbeitsplatte, Computernetzwerk, "versenkbarem" E-Piano und zusätzlichen Stauräumen im unteren Salon eingebaut, neue trittfestere Gangway ohne scharfe Kanten gebaut, alle Polster gereinigt und mit Schutzüberzügen versehen, Kurzwellen-Wetterfax (DWD) installiert, Bug- und Heckanker mit weißer Antirostfarbe gestrichen, Ankerkette gereinigt und mit Markierungen versehen, Türgriffe und Trittleisten im Ruderhaus von Grünspan gereinigt, seefeste Bücherregale für ca. 200 Bücher gebaut und angebracht, fehlende Dieselheizung und neue Heißluftrohre durch´s ganze Schiff eingebaut, Schäden (durch frühere Grundberührungen?) am Kiel repariert, Schäden an der äußeren Führung der Propellerwelle ("Wellenbock") repariert, neuer Stoßschutz aus Edelstahl am Bug, undichte Fenster und Oberlichter repariert, fehlende oder angemoderte Böden in den Stauräumen unter den Kojen ersetzt / eingepasst, kaputte Scheibenwischer abgebaut (werden noch ersetzt), Teakdeck komplett mit Rasierklinge zentimeterweise geglättet und repariert, überlastete Basis des Genua-Vorstags mit Edelstahlplatte verstärkt (die segeltechnisch völlig unlogisch angebrachten Vorstage werden im nächsten Winter neu installiert, wenn die neue Segelgarderobe kommt), Aufhängung des Stags am Masttop verstärkt, überalterte Schoten und Fallen fast komplett ausgetauscht, störend und anfällig platzierte Tochterinstrumente für Wind/Logge/Echolot am Außensteuerstand in geschütztes Fach unterm Überhang des Ruderhausdachs umgesetzt, Mahagonihandläufe beidseits des Besanmastes auf dem Dach des Ruderhauses angebracht; veralteten, beschädigten und angerosteten Küchenherd erneuert (jetzt: zwei Flammen Gas (Edelstahl), Mikrowelle und Umluftbackofen mit Ober-/Unterhitze), ausgeleierte Rollen der Schiebetüren zum Ruderhaus ersetzt, neue Stopper aus Mahagoni geschnitten, Schiebetüren ausgebaut, abgeschliffen und neu eingelassen, beschädigtes Gelcoat an Deck neu verspachtelt und lackiert, am Hauptmastfuß verrotteten Verbindungskasten für die Leitungen zu den Positionslichtern und zur Decksbeleuchtung erneuert und Korrosionen und Wackelkontakte behoben, festgesetzte Wantenspanner gängig gemacht und zwei verbogene erneuert, Leck in der Hydrauliksteuerung behoben, Autopilot (Windpilot) funktionsfähig gemacht und zu einem über Schnittstellen verbundenen System aus Kartenplotter/Ankerwächter (neu) /Laptop (neu) erweitert, Wasserpass mit allen Grundierungen erneuert, vier marode Seeventile komplett ausgetauscht, "FI"-Schalter und Überspannungsschutz in den Landstromkreislauf integriert. Hinzu kommt noch viel Putz- und Schrubbarbeit vom Ruderhaus über das Deck und die Reling, Mahagoni- und Fußbodenrenovierung und -pflege innen bis zur Reinigung der Haupt- und seitlichen "Nebenbilgen". Außerdem haben wir uns noch einen starken aber "flüsterleisen" Stromgenerator geleistet, mit dem wir noch besser unterwegs arbeiten können (auf den Inseln bekommt man zwar Wasser zum Nachtanken, aber Strom gibt´s so gut wie nicht).

Man sieht - es wurde uns nicht langweilig. Dass wir neben den ohnehin anfallenden Routine-, Service- und Haushaltsarbeiten überhaupt noch zum Segeln, Genießen und nicht zuletzt zum Arbeiten (das oben Aufgezählte läuft unter "Hobby") kamen, mutet bei der Liste fast wie ein Wunder an. Nun - es war ja auch fast ein ganzes Jahr Zeit. Aber wie gesagt - Langeweile kam bisher noch keine Minute auf.....

Dienstag, 21. Januar 2004 * Kalamata * Das Jahr fängt gut an: Jemand, der dieses Logbuch mitlas und sich, ohne dass sein Name erwähnt wurde, nicht richtig und/oder nicht freundlich genug erwähnt sah (wofür es nun wirklich mehr als "eine Hand voll" an Gründen gibt), setzte mich massiv unter Druck (mit nachweislich illegalen Mitteln, was im Fortsetzungsfall noch ein gerichtliches Nachspiel haben wird - unsere Anwältin steht nach Sichtung der Beweismittel gut vorbereitet in den "Startlöchern"; danach würde es vermutlich einen vorbestraften Menschen mehr in Deutschland geben). Das wäre alles absolut nicht nötig gewesen. Dazu wird das Logbuch nicht geschrieben. Falls also jemand hier etwas liest, von dem er denkt, es wäre unrichtig, bitte ich darum, mir ein kurzes E-Mail zu schreiben. Dies soll jedoch keine Einladung sein, beliebig auf die Inhalte dieses Logbuchs Einfluss zu nehmen. Es geht nur darum, dass ich niemanden willkürlich verletzen oder einen Sachverhalt falsch beschreiben will - so sich denn jemand verletzt oder etwas falsch beschrieben sieht / sehen will.

Ansonsten ist weiterhin emsige Arbeit angesagt. Elisabeth lässt ihre Kompositionsprogramme heißlaufen und kreiert Texte und Melodien, während das Schiff dauerbeschallt wird. Ob das einen positiven Einfluss auf seine Seegängigkeit hat? Bei Geigen geht so was, wie ich zufällig weiß - nein die werden nicht seegängiger, aber sie klingen besser. Also erwarte ich von Elisabeths Beschallung zum Mindesten, dass der Wind noch schöner in unseren Wanten pfeift... 

Ich schreibe fleißig weiter und habe für einen Teil meiner Produktion auch schon kräftig Haue von "meinen" Lektoren bekommen. Vielen Dank auch an dieser Stelle dafür. Ich hatte um Kritik gebeten, jetzt habe ich einen hübschen Katalog der Dinge, auf die ich bei meiner weiteren Arbeit achten muss. In den letzten Tagen entstand ein weiterer Text für die Sparte "Literarische Fingerübungen" mit den Eindrücken einer Sturmfahrt.

Da es stark auf´s Abendessen geht, ich mal wieder ein verspanntes Kreuz vom langen Sitzen am Computer habe und wir beide zur Zeit gesundheitlich etwas angeschlagen sind, soll´s mit diesem kurzen Eintrag für heute genug sein. In Bälde mehr.