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LANDGANG FÜR´S SCHIFF

 

Das ist so ähnlich, wie der Versuch, einem Schwein das Bergsteigen beizubringen. Zehn Tonnen Schiff, denen man nach mehreren Monaten Winterlager schon fast nicht mehr zutraut, dass sie sich überhaupt noch bewegen könnten, sollen zur allfälligen Inspektion und Wartung aus dem Wasser. Bei der Fahrt ins Dock bewegt sich die Unity dann doch ganz brav, der Motor springt sofort an und wir genießen die ach so kurze Fahrt durch den Hafen. Auch das Einparken ins Kranbecken klappt präzise und ohne Korrekturen. Merke: Extremer Langkieler! Da ist der Skipper dann doch stolz, dass er seit Herbst nichts verlernt hat.
Sauber liegt das Schiff mitten im Becken, >

riesige Gurte werden angelegt und ...>

schwubdich! wird das Boot an Land gefahren. Alles ganz routiniert und unaufgeregt, sodass sogar Zeit bleibt, ein paar Fotos zu schießen.

Vom Kran wird die Unity auf einen stämmigen Trailer (aus deutscher Fertigung...) umgeladen und reist mit ca. 0,003 km/h gaaanz vorsichtig einmal quer durch das Marinagelände. Während ich nebenher laufe, inspiziere ich schon mal den Zustand des Unterwasseranstrichs (renovierungsbedürftig), der Propeller- und Ruderanlage (dringend abzuschliefen, aber sonst in Ordnung, Opferanoden müssen erneuert werden) und der Seeventile (sollen komplett ausgetauscht werden). Als die Unity dann von nicht weniger als 15 (!!) Stützen aufgebockt ist (Kalamata ist Erdbebengebiet, da gehen die Jungs kein Risiko ein), sieht man ganz deutlich ein Hauptcharakteristikum der UNITY: Der Langkiel - klassisch komfortabel, aber schwer zu manövrieren.

Auf unserer Liste steht auch der Wasserpass. Für unsere Zwecke ist er zu tief und dadurch ständig krustig verschmutzt. Also wird ringsum alles abgeschliffen, eine doppelte Schicht Schutzprimer aufgetragen und danach wird das Antifoiling einige Zentimeter nach oben verschoben.

Weil wir durchgehend weiß-blaue Boote langweilig finden (Schlafanzug-Look), wird als Abschluss und i-Tüpfchen ein dezent schmaler neuer Wasserpass gezogen - in leuchtend rotem Speziallack. Gibt dem ganzen Schiff eine elegante Note. Mit dem Trennschleifer wird das Edelstahlruder blitzblank geschliffen und dann  >

mit feineren Materialen Propeller und Wellenbock.

Nach der Arbeit sitzen wir ab und zu hoch oben auf dem Schiffsdeck, schauen sehnsüchtig über die Hafenmauer und die Bucht und freuen uns aufs Auslaufen im April. Neidisch schauen wir einem Fischerbötchen nach, das gemütlich durch den herrlichen Frühlingstag tuckert. Aber zuerst gibts noch viel Arbeit.

Vier Seeventile, die von der Werft dick einlaminiert und im Zustand einfach "fällig" waren, mussten mit dem Trennschleifer in Millimeterarbeit herausgefräßt werden, neue Borddurchlässe in vier verschiedenen Größen, passende Kugelhähne und Anschlussstücke mussten in Kalamataer Fachgeschäften (gibts!" - sogar recht gute...) gefunden und eingebaut werden. Dann die verschiedenen Schleifarbeiten am Rumpf (Sch....-Arbeit) bis das Schiff nach diversen Anstrichen mit vorherigem zentimeterweisen und millimeter genauem Abkleben das Schiff wieder "schöner wie neu" aussehen ließen. An dieser Stelle ein Dankeschön an Peter (SY "Cats") und Georg (SY "EXcellente") für ihre vielen sachlich fundierten Ratschläge. Außerdem ein Dank an Ralfi von der "Olongapo" für die zur Verfügung gestellten Werkzeuge. Überhaupt ließ uns "der Steg" nicht im Stich - fast alle kamen mindestens ein Mal am Tag vorbei, um nachzuschauen, ob wir gut zurecht kommen.

Nach drei Wochen kam der spannende Moment, an dem das Boot wieder ins Wasser gelassen wurde. Halten die Seeventile dicht? Alle vier bleiben trocken wie die Sahara. Wir schippern wieder zurück an unseren Liegeplatz. Pia freut sich offensichtlich - sie litt sehr darunter, dass ihr "Revier" eine Weile nicht mehr zur Verfügung stand und sie in etwas beengteren Verhältnissen mit im Wohnmobil kampieren musste. Trotzdem waren wir sehr froh um unseren Camper als Ausweichquartier. Er stand neben dem Boot und so waren Wohn- und Arbeitsplatz in angenehmer Nähe. Auch unsere Hafen-Enten, die, jedes Mal von Pia freudig begrüßt, täglich ihren Obulus abholen, fanden es ganz gut, dass wir wieder an gewohnter Stelle zu finden waren: