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Fazit

Ein Resumé aus den Erfahrungen bei der Durchführung von W.I.R

Nadir Hejro hat die Hilfe bekommen, die nach Ansicht von Fachleuten angebracht war. Und dies noch weit über den ursprünglich geplanten Umfang hinaus. Nadir und seine Mutter konnten sicher wieder nach Hause zurückkehren, versorgt mit Hilfsgütern und einem "Notgroschen". Möglich war dies durch das Zusammenhelfen verschiedenster Stellen und EinzelPersonen (s. "Danke!"). Das Projekt war, gemessen an den finanziellen (und gesellschaftlichen...) Risiken für mich ein weiterer "SelbstVersuch mit vollem KörperEinsatz". Der von mir ursprünglich geplante BeispielEffekt als Anstoß für die Etablierung des Grundgedankens, der durchaus positive Auswirkungen für Dinkelsbühl als Stadt und als Gemeinschaft hätte etablieren können, konnte in der Breite und Nachhaltigkeit, die ich mir erhofft hatte, jedoch nicht erzielt werden. Die Gründe dafür liegen in Mechanismen, wie sie wohl in jeder Gesellschaft auftreten können, mir persönlich jedoch so fern liegen, daß ich einfach nicht damit gerechnet hatte:

Der auslösende Faktor für das Projekt war gleichzeitig das größte Mango: mein Idealismus. Auch wenn das von manchen (oft recht zynischen) Menschen für naiv oder unzeitgemäss angesehen wird, gilt für mich eine Aussage der Qualität "Suchet der Stadt Bestes", und so versuche ich auch, was immer ich für nützlich erachte, nach Dinkelsbühl zu bringen, in Dinkelsbühl zu unterstützen oder zu entwickeln (s. "JazzFest", "MalSchule", "Golf"). Eine Gemeinschaft ist noch immer nur so stark, wie das Interesse des Einzelnen für das Ganze. Für manche Menschen war dieser AnsatzPunkt jedoch nicht nachvollziehbar und so suchten sie anscheinend intensiv nach einem materiellen Vorteil, den ich persönlich von der Aktion haben könnte. Mein einziger "Vorteil" am Ende des Jahres war ein von mir zu tragendes Defizit von über 100.000 DM. (Die Aktion kostete viel Kraft und Zeit, die meiner "übrigen" Arbeit abging; die Unkosten jedoch liefen weiter...). Diese Belastung würde mir leichter fallen, wenn ich wüsste, daß die Aussage, die ich formulieren wollte, in einer grösseren Breite und im Bezug auf die möglichen Auswirkungen verstanden worden wäre.

Auch im Instrumentarium lagen gewisse Schwierigkeiten: Das Projekt erntete in regionalen und überregionalen Medien große Aufmerksamkeit. Dies war durchaus in meinen Intensionen so erwartet und als positiver SynergieEffekt für das etwas angestaubte Image der Stadt eingeplant. Da jedoch bei diesem ersten Projekt auch sehr oft von meiner Person die Rede war (unvermeidlich - ich war nun eben der Organisator, was sich bei weiteren Projekten nach meinen Plänen möglichst schnell ändern sollte...), mutierte diese Popularität für manche Menschen zu einer nicht unbedeutenden Anfechtung.

Als Resultat ist jedoch viel Positives zu vermerken. Ich fand Freunde und Mitstreiter, wo ich sie manchesmal nie vermutet hätte (allerdings auch Desinteresse, wo ich Hilfe aufgrund von Image oder nach aussen gepflegten Idealen erwartet hätte) und es ergaben sich viele fruchtbare Kontakte zu Menschen mit ähnlichen Wertvorstellungen. Manchmal hätte wohl die Versuchung bestanden, "die Brocken hinzuwerfen", wenn nicht die Verantwortung für Nadir Hajro und seine Mutter gewesen wären und immer wieder auch aufmunternde Worte von verschiedenen Seiten Mut gemacht hätten - oft jedoch leider eher von ausserhalb der ursprünglich adressierten Stadt. Ich habe viel gelernt in diesen Monaten, was als "LebensErfahrung" verbucht werden kann. Über Menschen, Mentalitäten, Politik, gesellschaftliche Prozesse und nicht zuletzt über mich selbst. Und "unterm Strich", ich gestehe es gerne, hat es in den meisten Augenblicken auch einfach Freude gemacht. Es war spannend und in vielen Teilen auch befriedigend, wenigstens den Versuch zu wagen, lebens- und etablierenswerte Ideale mit einem durchdachten Konzept in eine fassbare Form zu bringen. Wieviel davon hier und da "hängengeblieben" ist, kann ich nicht nachprüfen. Das Projekt war meine Aussage zum Thema, wie Traditionen nicht verstauben und absterben müssen, sondern durch Pflege und Aktualisierung der Inhalte als (meiner Meinung nach dringend notwendige) Grundlage für jede Weiterentwicklung lebendig erhalten werden können. In diesem Sinne danke ich allen, die mit Rat, Tat, finanziellen Mitteln und SachSpenden das Projekt wohlwollend unterstützt haben.

Nach diesem mental doch sehr fordernden und kräftezehrenden Projekt habe ich mich für einige Zeit zurückgezogen, um in Ruhe Arbeit und Motivation von Grund auf zu prüfen und zu hinterfragen. Mit der Serie "MOVE TO LIVE", die durchaus für meine eigene Motivation programmatisch war, habe ich mich dann wieder "freigemalt" und mit der Serie "Wir Engel" meine Überlegungen in eine visuelle Form gebracht.