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Abendstimmung mit "großer Wäsche" im Hafen von Nauplion

 

Porto (C)heli, 16. Mai 2005

 

Ein paar im maritimen Sinn ruhige Tage liegen hinter uns. Nach unserer Rückkehr von Nauplion blieb etwas Zeit, bis unsere Freundin Jutta und ihre Tochter Thea für ein paar Tage an Bord kommen. Wir nutzten die Gelegenheit, ausgedehnte Spaziergänge in die Umgebung zu machen und siehe da - so wenig uns Porto Cheli selbst mit seinem massentouristischen Ambiente anspricht, die Umgebung mit kleinen Buchten und "pastoralem" Hinterland ist wirklich hübsch. Dafür beglückte uns am Samstag Abend eine Musikkneipe direkt gegenüber unseres Kais bis morgens um vier Uhr mit Musik in einer Lautstärke, die an Schlaf nicht denken ließ. Wir vertieften uns in unsere Romane, nicht ohne allen Herstellern waffenscheinpflichtiger Beschallungsanlagen mit einigen weniger zitierfähigen Wünschen zu gedenken. Die zahlreichen Surf- und Segelschüler der umliegenden Hotelanlagen wirken sich eben auch im "Apres-Surf" aus.....

Porto Cheli Panorama

 

Es erreichten mich auch wieder einige Kommentare zu diesem Logbuch. Begeisterte und weniger begeisterte. Zu den begeisterten muss ich nicht viel sagen. Es freut mich, wenn die Besucher dieser Seiten schön und anregend finden, was ich hier einstelle und -  ja, es ist wunderbar, zu segeln und auf dem Meer unterwegs zu sein und Griechenland macht seinem Ruf als Dorado für diese Betätigung überwiegend alle Ehre. Dass ich ab und zu auch Kritisches vermerke, stört eigentlich fast niemanden. Nicht einmal die Griechen, die uns gegenüber selbst ab und zu Nachdenkliches und Kritisches über ihr Heimatland äußern, wie ich das ja auch über "mein" Land ab und zu mache. Trotzdem bleiben diese Länder unsere jeweilige Heimat, die uns wichtig und vertraut ist. Es besteht nun mal die Möglichkeit, das Gute zu erkennen ohne das weniger Gute zu ignorieren. Das nennt man dann differenzierte Betrachtungsweise. Diese konterkariert jedoch in schönster Regelmäßigkeit die "Pelepones-Fraktion". Der Begriff betrifft nicht jeden, der sich entschlossen hat, ein Häuschen in Griechenland zu besitzen und/oder dort zu leben. Aber ein Teil dieser "Residents" weißt so starke Tendenzen zu undifferenziertem, pauschalisierendem Denken und Urteilen auf, dass uns diese Neigung zuweilen etwas bedenklich stimmt - nicht zu unrecht, wie wir leider immer wieder feststellen müssen. So pauschal diese Menschen nichts über Griechenland kommen lassen, so pauschal sprechen sie zuweilen Deutschland auch das kleinste positive Merkmal ab. Und das, obwohl sie zumeist ihr Einkommen aus Deutschland beziehen. Der Satz zum griechischen Subventionsbetrug: "...wenn die Deutschen so blöd sind, das zu finanzieren...." (man darf folgern, dass mit gleicher Geisteshaltung die eigenen Bezüge entgegen genommen werden). Als jemand, der über dreißig Jahre "so blöd" war, dazu mit seinen Steuern beizutragen (und wohl über kurz oder lang auch wieder beitragen wird) und völlig unsubventioniert als Kunstmaler gearbeitet hat, fühlt sich meine Wenigkeit unmittelbar "not amused". 

Porto Cheli Yachthafen

 

Dann erhielten wir noch ein bitterböses Mail von jemandem, der zwar ein Häuschen auf dem Pelepones besitzt, den wir bis jetzt jedoch mit keinem Gedanken  zur "Fraktion" zählten. Diesen Irrtum müssen wir nun wohl leider, wiewohl der Absender in Österreich lebt, revidieren. Auch er beließ es nicht dabei, mir wegen kritischer Anmerkungen zu zürnen, sondern holte gleich den "hässlichen Deutschen" aus der Mottenkiste nationaler Ressentiments. Als "...typisch deutsch...." empfindet er meine Einlassungen (ja, die Pauschalisierungen....). Und dass ich bitteschön nichts an meinem Gastland zu meckern habe. Nun ganz trocken bemerkt: Wo ich im Jahr "satt" fünfstellige Summen in ein Land trage, das von meinem Land zusätzlich üppig alimentiert wird, erlaube ich mir, mich mich nicht nur als Gast zu fühlen, sondern auch als Kunde. Und als solcher gestatte ich mir zuweilen, nicht alles nur durch eine rosa Brille zu sehen. Ich denke, Griechen wären nicht besonders erbaut von dem Gedanken, dass enthusiasmierte Fans ihnen "Gäste" vertreiben wollen, die ihnen jährlich viel Geld (das sie ganz gut brauchen können) einbringen, indem sie in ihren Läden einkaufen und ihre Dienste in Anspruch nehmen. Unter dem Motto "zahlen und Maul halten" jemanden unter Zensur stellen zu wollen, weil er auch vermerkt, wo´s denn nun mal zuweilen "hakt" oder was ihn befremdet - das will ich bewusst mit keinem Prädikat versehen. Zumal es wiederum bei meinen Bemerkungen zur "Pelepones Fraktion" ja gar nicht um irgendwelche Attribute Griechenlands geht, sondern um undifferenzierte Pauschalisierungen meiner Landsleute. Meine Befürchtung, dass eine solche Sichtweise nicht begrüßenswert ist, da sie sich oft nicht nur auf einen Sachverhalt bezieht, sondern als allgemeine Geisteshaltung auch im Negativen mit dem gleichen Hammer auf anderen Gebieten arbeitet, wird aus Österreich mit aller Deutlichkeit bestätigt: mit Bezug auf meine letzte ironische Bemerkung zum "Tag der Arbeit" im Nauplion - Logbuch steht als "ceterum censeo" und Abschluss des Mails: "...die Idee mit Deutschland überhaupt zu schließen ist gar nicht schlecht....". Ich weiß zum Glück, dass solch dumme und hässliche Ressentiments Deutschland gegenüber (die, nebenbei gesagt, in keinem Verhältnis zu irgend einer meiner Bemerkungen über Griechenland stehen) in Österreich nicht "flächendeckend" sind, aber die Tatsache, dass der Schreiber im Medienbereich arbeitet, stimmt mich doch etwas nachdenklich.

Blick durch die Einfahrt zur weiten Ankerbucht von Porto Cheli Richtung Westen (Pelepones)

 

Ich zitiere am Besten einfach, was ich "nun wirklich" in meinem (teilweise auch etwas ironisch formulierten) grundsätzlichen Text zu "Griechenland und den Griechen" geschrieben habe:

Thema Deutschland/Griechenland: "...Italiener, Deutsche westen unter anderem in dem Land herum und hinterließen bestenfalls ein wenig ihrer Kultur. Dabei schnitten die Venezianer am besten ab. Dass ein bayerischer "Kini Otto" Griechenland die weiß-blaue Nationalflagge verpasste, "Sissi" den Korfioten ein kitschiges Landhaus und ein gewisser Graf von Schulenburg im Dienste der Venezianer ein Scharmüzel beendete, sind dabei höchstens Fußnoten der Geschichte. Dass deutsche Nazis im Zweiten Weltkrieg Tausende von Griechen exekutierten, wiegt das jedenfalls nicht auf. Auch nicht, dass jüngst ein deutscher Otto der griechischen Fußballmannschaft ein paar sachdienliche Tipps gab...."

Thema "die Griechen": "...Und immer wenn man sich grade wieder einmal wegen vermeintlicher oder aus welcher Sicht auch immer berechtigter Defizite über "diese Griechen" geärgert hat, kommt ganz sicher um die nächste Ecke einer und entpuppt sich als großzügig oder weltgewandt oder höflich oder charmant oder kultiviert oder korrekt oder gebildet oder hilfsbereit oder pünktlich oder "ganz einfach sympathisch" .... - aber was ein "Paradoxon" ist, haben die griechischen Vorfahren vor zweitausend Jahren ja auch schon ziemlich genau definiert...". 

Darüber hinaus behalte ich mir weiterhin vor, eine eigene Meinung und Sicht der Dinge zu haben, und diskutiere diese auch gerne. Verallgemeinernde Schmähungen betrachte ich jedoch nicht als diskurswürdiges Argument.