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Methana / Aigina, 23./25. Mai 2005

 

Mit unseren Gästen Jutta (Elisabeths "Busenfreundin" und ehemalige Studienkollegin) und ihrer Tochter Thea haben wir während der letzten Tage eine schöne Inseltour abgesegelt. Kleine Distanzen, kein Stress. Idyllische Häfen wie Ermioni am Festland, die berühmten Häfen der Inseln Hydra und Poros. "Unsere Zwei" sind begeistert und uns gefällt es auch, mal wieder liebe Gäste an Bord zu haben, auch wenn das mit ein paar räumlichen Einschränkungen verbunden ist.

Die drei Bordgrazien: Elisabeth (r) mit Jutta (m) und Thea (l)

 

Methana: Hafen und Kurmittelhaus

 

Inzwischen sind wir im kleinen Hafen des Seebads Methana auf der gleichnamigen Insel gelandet. Methana ist etwas Besonderes, wenn auch nicht unbedingt für jede Nase: Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und besitzt daher heilkräftige Thermalquellen. Eine mit Radon und eine, direkt neben unserer kleinen Marina gelegen, mit Schwefel. Manchmal weht ein Hauch davon bis zu unserem Liegeplatz, aber wenn man weiß, von was der Geruch kommt, stört er nicht besonders. Anders verhält es sich, wenn man beschließt, die Heilkräfte der öffentlich zugänglichen Quelle zu nutzen. Am Badeplatz in einer kleinen Seitenbucht stinkt es wie Hölle und Pestilenz. Wir gaben die Losung aus "Nase zu und durch!" und siehe da - einmal im Wasser störte der Geruch nicht mehr besonders, aber das Schwimmen im abwechselnd kühlen und warmen Wasser ist sehr angenehm. Die Damen stellten erfreut fest, dass die adstringierende Wirkung des Wassers ihrer Haut fühlbar wohl tut. Aus diesem Grund und weil es hier so ruhig und idyllisch ist, haben wir spontan beschlossen, noch einen (Bade-)Tag anzuhängen.

"Arkadien" pur: Methana - Ausblick aus der Hafeneinfahrt

 

An diesem schönen Plätzchen fällt es mir nun wirklich leicht, ein Loblied auf Griechenland zu singen, auch wenn ich immer wieder dies und das kritisch anmerke. Die Irritationen der letzten Tage über die eine oder andere Bemerkung haben sich glücklicher weise wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Ein paar klärende Mails gingen hin und her und danach stellte sich heraus, dass eine in Österreich lebende Griechin "dies und das" nicht so nett fand. Ich gestehe der Dame gerne zu, dass sie einen liebevollen Blick auf ihr Heimatland wirft, muss dazu jedoch anmerken, dass wir andererseits aus vielen Gesprächen mit hier lebenden Griechen beiderlei Geschlechts wissen, dass ein allzu verklärter Blick auf das Land weder richtig noch konstruktiv wäre. Griechenland ist ein Teil der EU. Das bedeutet, dass „wir“ bald eine gemeinsame Verfassung haben, dass die Stabilität unserer gemeinsamen Währung auch von der Sorgfalt und Seriosität Griechenlands abhängig ist und dass ein prüfender Blick erlaubt sein muss auf ein Land, das von der Gemeinschaft und damit nicht unwesentlich von meinem Heimatland, umfangreich alimentiert wird.

Drei Spots von der berühmten Insel Hydra

 

Bereits als ich noch mit einem alten „Käfer“ durch europäische Lande zog, war ich weniger der „Sun & Fun-Tourist“ und auch das „Sightseeing“ nahm ich eher „en passant“ mit. Was mir aber stets sehr interessant war, waren die Lebensumstände der Menschen und die Gesamtsituation des jeweiligen Landes. Natürlich bietet Griechenland ein herrliches Segelgebiet, Strände mit glasklarem Wasser, grandiose Kulissen - und es gibt ein überall sichtbares Müll- und daraus folgend ein Rattenproblem (von Mülltrennung gar nicht zu reden). Wir begegnen herzlicher Freundlichkeit – und Menschen, für die wir offensichtlich nur ein Geldbeutel auf zwei Beinen sind, der gnadenlos abgezockt wird. Wir betrachten beeindruckt die Zeugnisse einer Hochkultur, die das Geistesleben der Welt nachhaltig bereichert hat – und erfahren, dass das allgemeine Bildungsniveau im heutigen Griechenland noch stark verbesserungswürdig ist, auch wenn das Land Anstrengungen unternimmt, dies zu beheben. Wir sehen eine emsige Bautätigkeit und viele neue Autos auf den Straßen – und erfahren, dass die Überschuldung der Privathaushalte in Griechenland teilweise horrende Ausmaße annimmt. Wir sehen überall große Schilder, auf denen stolz verkündet wird, welche Summen aus EU-Fördertöpfen für Strassen und Gebäude investiert werden und ich lese im Internet einen EU-Report, in dem steht: „Es muss festgestellt werden, dass die erhofften Anschub- und Synergieffekte aus den EU-Fördergeldern in Griechenland sehr gering, wenn nicht gegen Null bewertet werden müssen.“. In 2006 läuft die Anschubfinanzierung für Griechenland aus. Was bedeutet das für die Wirtschaft des Landes, was für die Stabilität und – was bedeutet das für uns? Für die Stabilität des Euro, mit dem ja auch wir einkaufen? Ich kam vor drei Jahren mit dem zeitlichen Abstand von 22 Jahren wieder nach Griechenland aus einem Deutschland, in dem vielleicht manche Dinge zu lange verdrängt und vertrödelt wurden. Vielleicht hat auch das meinen Blick etwas geschärft.
Griechenland hat seine unbestreitbaren Schönheiten und Attraktionen. Und Griechenland gehört zu einem Staatenbund, dem auch mein Heimatland angehört. Aus falsch verstandener Sympathie nun alles durch eine rosa Brille anzuschauen, halte ich für unklug. Natürlich ist Griechenland für viele Menschen zuerst einmal ein Urlaubsland. Natürlich verbinden diese Menschen mit dem Land verklärte Erinnerungen an Entspannung, Sonne und Meer. Aber Griechenland ist eben auch ein Land im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Sinn. Und ein Land, dessen Schicksal immer stärker an das unsere geknüpft ist (und vice versa). Damit muss man sich vielleicht nicht beschäftigen, wenn man hier im Urlaub einen Teil der „kostbarsten Wochen des Jahres“ verbringt. Aber wir leben nun mal eine gewisse Zeit hier und betrachten zum Beispiel nicht nur atemberaubende Sonnenuntergänge, sondern auch atemberaubende Bausünden. Beides gibt´s. Ich erzähle über beides. Und ich halte die Griechen nicht für so naiv, dass sie ernsthaft erwarten, nur als personifizierter Sonnenuntergang gesehen zu werden (auch wenn manche meiner Landsleute geneigt sind, das zu tun...). Wäre dies doch der Fall, wäre es wirklich bedenklich. Aber wie gesagt......

Aigina - alleine das Stadtpanorama am Hafen ist eine Reise wert .... Blick von unserem Liegeplatz gegenüber

 

Das Letzte - vom 25. Mai: Wir sind wieder in Aigina, damit Jutta und Thea morgen bequem mit der Schnellfähre Richtung Athen zum Flughafen abreisen können. Der geschäftig-idyllische Hafen von Aigina bleibt weiterhin einer unserer Lieblingshäfen, auch wenn dieses Mal das Wetter meteorologische Trends zu bestätigen scheint: Im gleichen Maße, wie es im westlichen Mittelmeer (Portugal, Spanien, Balearen) immer heißer und trockener wird (Spanien hat Pressemeldungen zufolge bereits jetzt im Frühsommer ein akutes Hitze- und Wasserproblem), soll es zukünftig im östlichen Mittelmeer mehr Niederschläge und Starkwinde geben. Prompt haben wir Griechenland noch nie so grün gesehen, wie in diesem Frühjahr und auch hier in Aigina bläst uns ein kräftiger Wind aus Nordost in die Seite, während der Vormittag komplett verregnet war und auch für die nächsten Tage starke Bewölkung vorhergesagt ist – Ende Mai in Griechenland bemerkenswert, wenn auch (noch) kein definitiver Beleg für die meteorologische Prognose.

Original - Sonnenuntergang im Hafen von Aigina. Unsäglich ... wunderschön ... unmalbar ...

 

Das Allerletzte: Als wir vor Jahresfrist hier in Aigina auf die Fertigstellung unserer neuen Segel warteten, beobachteten wir interessiert und amüsiert das rege Hafenleben: Segler und Motoryachten jeder Größe und Art aus allen Ecken der Welt laufen den Hafen an. Aus eigenen Beobachtungen, Erzählungen anderer Yachties und etwas Phantasie habe ich damals ein „Hafenbild“ ge-/be-schrieben. Das ist nun weder politisch sonderlich korrekt noch ein reißerischer Krimi. Eigentlich sollte man den Text lesen, während man gemütlich an Deck der Unity sitzt und schmunzelnd das Treiben ringsum beobachtet – vielleicht gelingt die Vorstellung dem einen oder anderen ja auch mit den Kräften der Imagination. Daher an dieser Stelle: „Das Wunder von Aigina, oder: Wo der Hund begraben liegt.“.

... und dann erst der orangegelbe Mondaufgang im Zeitraffertempo ...

Und dann erreichte uns noch die Nachricht aus Deutschland, dass "unsere" Bundesregierung sich angesichts desaströser Wahlervoten nur noch in vorgezogene Neuwahlen flüchten kann. Sollte ich doch nicht ganz unrecht gehabt haben mit meinem an dieser Stelle erst kürzlich "Ceterum censeo..." geäußerten Unbehagen? .... ? .....