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Ökumene & Kunst

Über die "Kunst im Tun", religiöse Impulse und die Auswirkungen einer unfreiwilligen und doch fruchtbaren "Multi-Kulti" - Erziehung.

Der erste Impuls zur Definition von "Kunst" kam natürlich aus meinem ElternHaus. Ein protestantisches ElternHaus. Nein, sogar mehr als das: ein evangelisch - freikirchlich - methodistisches Pastoren - Elternhaus. Eine "Sozi - Kirche": Der Gründer (John Wesley) als Revoluzzer aus der anglikanischen Hochkirche Englands exkommuniziert, weil er Arme in der Kirche zuließ, gründete Mitte des 18. Jahrhunderts mit strenggläubigen StudienKollegen (Methodiker - engl.: Methodists) eine Kirche für das arbeitende unterprivilegierte Volk des frühindustriellen Zeitalters. Und legte gleichzeitig der Not gehorchend den GrundStein für das lange Zeit wegweisende englische SozialSystem. Noch ein Revoluzzer: Mein Vater. Sproß einer erzkatholischen Sippe aus dem würzburger/schweinfurter Raum. Nach einer brav absolvierten WirtschaftsAusbildung der Ausstieg: MethodistenPastor und mehrjähriges HausVerbot bei der Sippe. Was ist aus dem dadurch resultierenden Geist heraus "Kunst"? Das Tun.

Gottesfürchtig, sozial und engagiert. Nüchtern bis zur Unsinnlichkeit. Analytisch, selbstkritisch, demütig, KrankenPfleger. - Das wurde ich erst einmal und schloß 1976 mein StaatsExamen als Jüngster in Deutschland mit eben mal 20 Jahren ab. Danach noch schnell ein internationales FachDiplom (1978) - das war die eine Seite.

Die andere Seite: Der VaterPastor starb, als ich gerade 15 Jahre alt war. Danach nahm mich sein Bruder unter seine Fittiche: Diplomat im Ruhestand, sippentreuer Katholik, Weltmann und konservativer KunstLiebhaber. Reisen durch die Museen Europas - vorher hatte ich nur die Kirchen gesehen. Unterweisung in der Kunst, einen Hummer zu essen, das TrinkGeld passend zu dimensionieren und das HotelSchwimmbad in angemessener Bekleidung zu entern - ganz zu schweigen vom Dinner..... Außerdem: Nietzsche und Kant statt Wesley und Barth, Bilder statt Kruzifix, Oper statt HeilsLied, Paris statt Nagold im Schwarzwald. Entsetzen von Seiten des guten Onkels, als bei der BerufsWahl (vorerst) doch der NeoProtestantismus die Oberhand behält (s.o.).

Doch alles will erst einmal verdaut sein. Nach Absolvierung der "HausAufgaben" schenkte mir das Leben einen dritten Vater: Roland Wesner. KunstMaler, Philosoph, Direktor des Ludwigsburger FreilichtSkulpturenMuseums. Mein Lehrer für lange Jahre. Über ihn lerne ich Teitaro kennen: Japanischer Künstler und ZEN-Buddhist, mit dem ich zwei Jahre lang (78-80) die KunstPfade meines Onkels durch Europa nachtrample und der mich im Gegenzug in den Buddhismus und die Kunst des ZEN (inklusive TeeZeremonie und Kalligraphie aber ohne BogenSchiessen und Harakiri) einweiht und unterweist. Vieles erinnert mich an die abendländische Mystik, womit Protestantismus und Katholizismus sich friedlich vereinen, denn die Mystik gehört beiden.

Außerdem auch hier wieder die "Kunst im Tun". Der Kreis schließt sich. Also versuche ich zuerst aus meiner nebenher noch immer teilzeitig ausgeübten Tätigkeit "Kunst" zu machen: 15 Jahre bevor die Zeit reif war (politisch, wirtschaftlich und sozial) versuchte ich, einen gemeinwirtschaftlich organisierten HausPflegeDienst nach marktwirtschaftlichen Methoden zu gründen. Das war für einen 23 Jährigen dann doch etwas zu heftig - die AOK stoppte meinen Ehrgeiz. Heute tät´s vielleicht gehen, aber jetzt wär´s ja keine "Kunst" mehr....(?)..

Und so kam eben doch noch der Diplomaten - Kunst - Katholiken - Onkel zum Zuge. Ich begann zu malen. Hauptberuflich. Aber nicht unprotestantisch. Zwei Seelen ach, schlagen auch in meiner Brust, und wäre der freundliche Buddhist Teitaro nicht gewesen, die Dualität würde zur Schizophrenie führen. So führt sie zur freundlichen ArbeitsTeilung: Der Protestant konzipiert, der Katholik malt. Der Protestant analysiert, der Katholik schwelgt im Sinnlichen. Ab und zu denkt auch der Katholik - revisionistisch-ketzerisches. Und der Protestant malt - streng formuliertes. Und der Buddhist? Hilft daß die Seele im Gleichgewicht bleibt und das Lächeln in Arbeit und Sein nie ganz verschwindet.