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Donnerstag, 23.Oktober 2003 * Kalamata * Nach mehreren besorgten Nachfragen: Wir haben seit dem befremdlichen Zwischenfall (s. 16. Okt.) zum Glück nur noch sehr wenig von der durchgeknallten Motorboot-Crew gehört und gesehen und das ist wohl gut so. Punkt. Es gibt eben Menschen, die leider selbst jenseits der minimalsten Kriterien sind, nach denen wir unsere Kontakte aussuchen.

Inzwischen haben die Herbststürme eingesetzt und die Wellen krachen mit teilweise mehrere Meter hohen Gischtfontänen gegen die Einfriedung hinter unserem Kai. Selbst im Hafen haben wir etwas Seegang, da durch die Einfahrt und einige Öffnungen zum Austausch des Wassers (damit es im Hafen nicht brackig wird) etwas von den auflaufenden Wellen hereindrückt. Wir empfinden das aber nicht als störend - im Gegenteil: so haben wir immer noch das Gefühl, auf einem Schiff zu leben und die Bewegungen wiegen uns durch den Tag und abends in den Schlaf. Trotz der Stürme ist es immer noch recht warm (mittags 28°), sodass wir wenn keiner der seltenen Regenschauer fällt, noch immer auf unserer Heckterrasse essen können. Die Temperaturen kommen von den überwiegend südlichen Winden, die von Afrika heraufwehen. Etwas frischer wird´s wohl, wenn im Lauf des Spätherbsts östliche Winde trocken-kalte Kontinental-Luft bringen.

Apropos "Essen auf der Heckterrasse": Bei manchen Langfaherer-Berichten habe ich mich früher immer über den relativ hohen Stellenwert der Mahlzeiten gewundert. Inzwischen haben auch wir die Erfahrung gemacht, dass mitten in einem fremden Land, mit fremder Sprache, Mentalität und Umgebung ein Essen mit heimischen Zutaten etwas Identitätsförderndes hat. Wir haben sogar, Lidl sei Dank, die Zutaten für (m)ein schwäbisches Leibgericht gefunden: Saure Linsen, Spätzle und Saitenwürstl (Wienerle). Wenigstens die Zunge will sich doch ab und zu zuhause fühlen. Fast noch wichtiger ist jedoch geistige Nahrung - da zitiere ich einfach, was ich gestern in ein E-Mail über sprachliche (wir haben in diesem Sommer überwiegend Englisch gesprochen) und geistige Defizite zu Protokoll gab: Entzugserscheinungen wurden zwar dadurch gemildert, dass bei jedem Anlegen in einem neuen Hafen zuallererst nicht nach Brot oder Wurst, sondern nach einem Zeitungsstand gefahndet wurde, der IRGENDEINE deutschsprachige Zeitung führt. HALT - die Beliebigkeit muss korrigiert werden: Die BILD-Zeitung kam nicht an Bord. Das wäre schlimmer als gar nichts – es würde einen Pesthauch aufs Boot tragen, der schwer wieder zu tilgen wäre und Bordhygiene ist oberstes Gebot. Aber wenn dann eine ZEIT oder eine SÜDDEUTSCHE druckfrisch als Jagdbeute auf dem Tisch des Ruderhauses lagen, dann war „Festtag“ angesagt und wir konnten es kaum erwarten, die ersten (überwiegend) wohlformulierten und (überwiegend) von welchem Geist auch immer inspirierten Zeilen zu lesen. Wenn keines dieser Blätter zur Verfügung stand, trieb uns der Mangel wohl auch einmal zum Erwerb der Wochenendausgabe der FAZ oder der „NEUEN ZÜRICHER“ (nicht dass Die dumm wären …). Aber so recht zu Hause konnten wir uns da nicht fühlen – das geistige Herdfeuer flackerte oft nur auf Sparflamme.

Außerdem suchen wir noch immer nach einem Zuhause für unseren Freund Knut. Dafür haben wir sogar eine eigene Bildseite eingerichtet. Wer einen stattlichen, durch und durch freundlich - loyalen Begleiter sucht, wäre mit Knut bestens bedient. Auf der Bildseite habe ich auch einige Überlegungen allgemeiner Art zu Thema "Hunde in Griechenland" angefügt.