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Aigina am Abend - Bildmitte: das Wasserschiff, dessen Besatzung uns ein Laptop kostete (s. Logbuchseite 53)

 

Kiato (Golf v. Korinth), 04. Oktober 2005

 

Wir verließen Aigina mit gemischten Gefühlen. Da war zum Einen die Freude über das Wiedersehen mit den Freunden aus Malta nach vielen Jahren. Sie kamen nicht mit irgendeiner Yacht, sondern mit ihrer Yacht, die sie sich im Frühjahr zugelegt hatten. Eine 52-Fuß ...... Nauticat. Schmunzelnd registrierte ich diese Überraschung. Entsprechend der Größe besitzt das Schiff ein wesentliches Ausstattungsdetail, das es (neben einigem anderen) von unserer Nauticat (33 Fuß) unterscheidet: ein vollberuflich angestellter Skipper. Wir kannten den Knaben sogar (entfernt) von unserem letztjährigen Aufenthalt in Aigina - die Welt ist klein. Nun - als engagierter Geschäftsmann braucht man wohl schon aus Zeitgründen eine professionelle Deckshand. Vollends wenn die Gattin zwar der Liebe wegen hin und wieder einen Törn mitmacht, ihre reizende Anwesenheit jedoch zum einzigen Zugeständnis an das spinnerte Hobby ihres Gatten erklärt. Da bekommt "meine" Elisabeth doch gleich hinter vorgehaltener Hand einen dicken Kuss. Auf unserem Boot wäre ohnehin nicht mal für den klitzekleinsten Profiskipper Platz (zum Beispiel so einen schicken kleinen Asiaten, wie sie auf griechischen Mega-Motor-Yachten, meist im praktischen Doppelpack, mitgeführt werden).

Am Abend zuvor konterkarierten schweizerische Charterskipper leider mein Lob vom 16. September (s. zu "Besterletzt"). Sie pressten ihr Boot in die Lücke neben unserem Boot, obwohl an anderen Stellen des Hafens noch genügend Platz gewesen wäre. Es herrschte starker Schwell im Hafen und ich wies darauf hin, dass ich mir ziemlich sicher war, dass mein Boot beschädigt würde. Wieder mal eine Reaktion, die mir, mittlerweile sattsam vertraut, die Galle steigen lässt: es schien, als ob ich gar nicht vorhanden wäre. Mit seelenruhiger Dickfelligkeit wurde das Anlegemanöver weitergeführt. Nachts hielt dann immerhin ein Crewmitglied Wache - ich war der Meinung, um auf mein Boot zu achten, wenn ich schon gnadenlos erpresst werde. Morgens stellte sich heraus, wofür die Wache abgestellt war: um beim Entstehen eines Schadens unauffällig Alarm zu schlagen und heimlich auszulaufen. Die Crew hatte angegeben, um ca. 10 Uhr auslaufen zu wollen. Als wir um halb neun aufstanden, war das Boot weg - und meine Randleiste war auf einen Meter Länge ausgerissen.....

Als auf unserer anderen Seite ein Boot auslief, wollten wir uns etwas Luft verschaffen, um nicht noch mehr beschädigt zu werden und den Schaden eventuell reparieren zu können, aber das wurde blitzschnell von der "Engländer-Mafia" am Steg verhindert:

Diese Gruppe besteht aus überwiegend ungepflegten, überwiegend recht fetten Männern (rechts: ein Vertreter dieser Spezies) auf überwiegend alten Kähnen. Sie haben mittlerweile auch entdeckt, dass Aigina ein hübscher Hafen ist und halten nun die besten Plätze im Hafen via Handy-Kontakt besetzt: wenn einer ausläuft, wird der Platz umgehend an den nächsten vererbt. Auch wenn der "Erbe" ein viel zu breites Boot für die Lücke hat: ein "Rammschutz" in Form eines massiven seitlichen Metallbandes drückt alles zur Seite. Außerdem sind die Boote so abgestoßen (was dafür spricht, dass das rüde Verhalten "Methode" ist), dass eine Schramme mehr oder weniger nicht ins Gewicht fällt . Symptomatisch vielleicht, dass täglich einige 5-Liter Tetrapacks Billigwein "nachgetankt" wurden und unser Nachbarboot auch im Innern wie ein Müllhaufen aussah.

Als sich nun der offensichtliche "Erbe" der viel zu kleinen Lücke neben uns zum Angriff rüstete, blieb nur eine Möglichkeit, unser Boot vor weiteren Beschädigungen zu schützen: der rohen Gewalt zu weichen und sofort abzulegen, auch wenn wir ursprünglich vor allen anderen Booten am Steg gewesen waren. Während ich meine Leinen löste, gab ich noch den am Steg wartenden Kumpeln des Remplers zu Protokoll, dass es in Griechenland wohl weder Recht noch Gesetz gebe, das ihre Unverschämtheit unterbinde. "Thats true!" schallte mir entgegen, während die Burschen in fettes Gelächter ausbrachen, als ob ich einen besonders guten Witz gemacht hätte. Wäre grade ein deutscher oder dänischer Hafenmeister verfügbar gewesen, hätte ich ihn zu seiner wahrscheinlichen Verärgerung zwangsgeküsst. So verholten wir uns in die überfüllte und halb verfallene EU-Marina vor dem Hafen, fanden ein Boot an dem wir uns vorübergehend fest machen durften und nachdem ich unser Boot repariert hatte, konnten wir einen Platz an der (lauteren) Boulevard-Seite des Hafens ergattern, da einige Yachten ausgelaufen waren. Für eine Nacht war das annehmbar. Ein freundliches australisches Ehepaar und die ebenso freundliche Crew einer Motoryacht (!) nahmen uns in ihre Mitte.
Am nächsten Morgen brachen wir zeitig auf, Ziel war der Kanal von Korinth. Nach dem engen, lärmigen Hafen begrüßten wir die Weite und Stille auf dem Meer und freuten uns wieder einmal daran, wie ruhig unsere Unity durch die Wellen glitt.

Wir genossen die weitgehend ereignislose Fahrt nach den Ärgernissen der letzten Tage und nach wenigen Stunden glitten wir durch die Bucht vor der Kanaleinfahrt, wo ein ganzer Schwarm von Frachtschiffen vor einem kleinen Industriegebiet auf ihre Ladung wartete.

Die Kanaldurchfahrt, die wir ja nun bereits zum dritten Mal absolvierten, verlief fast problemlos. Den einzigen Zwischenfall verursachte eine griechische Yacht, die unbedingt mit überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbeidrängeln musste, obwohl im Kanal striktes Überholverbot herrscht und eine Geschwindigkeitsbeschränkung gilt. Nach der Kanalausfahrt steuerten wir den kleinen Yacht- und Fischereihafen von Korinth an. Als wir einliefen, tauchte am Steg eine Figur auf, die uns mit gebieterischer Bestimmtheit einen Platz zuwies, an den wir gar nicht wollten. Wir fügten uns seufzend. Nachdem die Leinen festgemacht waren, wurde energisch eine Hand ausgestreckt. 5 Euros! Komisch. Ich holte einen Schein, verlangte jedoch, nun ebenso energisch, eine Quittung. Umgehend wurde die Hand zurück gezogen. Wir hatten durch die Erzählung anderer Segler bereits von solchen Betrügern gehört, die illegal Hafenmeister spielen und dafür, ebenso illegal, abkassieren. Jetzt blieb nur die Preisfrage: rächt der Typ sich in unserer Abwesenheit oder wenn wir schlafen für den entgangenen Verdienst , indem er das Boot beschädigt oder bestiehlt? Ich drückte ihm die fünf Euros in die Hand. Später stellten wir fest, dass uns der Knabe an eine Stelle gelotst hatte, an der ein Drahtseil die Seite unseres Bootes verkratzte. Wir verholten also doch noch an den ursprünglich anvisierten Platz, und als der Bursche angerannt kam, zeigte ich nur kurz auf die entstandene Schramme und machte dazu ein Gesicht, das alle Strafen der Hölle verhieß (kann ich ganz gut....). Der Strolch verzog sich vorsichtshalber umgehend wieder und kochte später noch eine Motoryacht ab. Fazit: Amtsanmaßung, Schutzgelderpressung und Sachbeschädigung - (echte) Port Authority war keine in Sicht, eine Beschwerde bei ihr hätte wohl auch nichts genützt (s. "Aigina-Mafia" oben).

Die Stadt Korinth kann, wenn man charmant sein will, als "relativ unattraktiv" bezeichnet werden. Aber ein Blauer Anton ist nun mal kein Abendanzug - Korinth ist eine Hafen- und Industriestadt ohne historischen Kern. Am nettesten noch der kleine Park vor dem Yachthafen, auch wenn ständig Mopeds und Autos darin herumfahren. Wir machten nur einen kurzen Spaziergang nach dem Abendessen und gingen relativ bald in die Kojen. Heute ein ruhiger, kleiner Schlag nach Kiato. Auch nicht eben eine städtebauliche Perle, aber der Hafen ist ruhig (!) und geräumig, es gibt Wasser und - einen "Lidl" zum Bunkern. Das sind so Gründe....

Sobald Pia feststellt, dass wir uns unserem Zielhafen nähern, hält sie erfreut Auskuck im Bugspriet, hoch über der unter ihr rauschenden Bugwelle. Auch unterwegs ist dieser Platz eine ihrer bevorzugten Anlaufstellen bei ihren Wanderungen rund ums Schiff. Ich glaube, Pia läuft unterwegs bei ihren Bootsumrundungen entlang der Reling mindestens die Strecke, die wir mit dem Schiff zurücklegen.....