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Den hier abgebildeten Flyer (Außenseite oben, Innenseite am Ende dieses Textes) habe ich für Elisabeth entworfen, weil die Nordelbische Kirche ab Ende 2012 "ihre" Kirchenmusik vor Ort nicht mehr bezahlen kann oder will - je nach Ansicht. Seit 2006 hat Elisabeth in Garding eine blühende Kantorei aufgebaut (s. Liste oben links) und ich habe versucht, ihr dabei zu helfen. Mit meiner Bass-Stimme in den Chören, bei der Organisation, bei KinderchorWochenenden, mit Plakat- und sonstigen Entwürfen, technischer Assistenz, Verfassen von Presseinfos, nicht zuletzt damit, dass ich die sehr bescheiden dotierte Stelle nicht nur durch Mitarbeit, sondern auch durch Mitfinanzierung unterstütze. Weil ich Elisabeth bei unserer Rückkehr nach Deutschland versprochen habe, ihr zu helfen, weil ich die Gemeindearbeit vor Ort unterstützen wollte, auch wenn ich seit meiner (religiös geprägten) Jugend kein "großer Kirchgänger" mehr war (ein paar Stationen dieser Jahre habe ich 2009 skizziert) - nicht weil mir irgendetwas "zu viel" gewesen wäre, eher empfand ich vieles als "zu wenig": zu wenig Engagement, zu wenig Ideen, zu wenig Intelligenz, zu wenig Attraktivität und Spiritualität, sprich: zu wenig Substanz und Qualität im eigentlichen "Geschäftszweck". Als wir 2006 nach Garding kamen, wischte ich all diese Bedenken zur Seite. Manchmal habe ich jedoch, zumindest aus den Erfahrungen mit der "Nordelbischen Kirche", den (selbstverständlich subjektiven) Eindruck, dass vieles noch schlimmer steht, als ich es in meiner "kirchenfernen" Zeit argwöhnte. Zudem hinterlassen die Maßnahmen im Vorfeld des ehrgeizigen Projekts "Nordkirche" durch finanzpolitisch äußerst fragwürdige Entscheidungen einen Flurschaden in den Gemeinden vor Ort, der wohl nie wieder gut zu machen ist.

Diese Kirche will anscheinend so vieles sein - nur KIRCHE will sie allem Anschein nach nicht mehr sein und auf diesem Gebiet sind ja auch seit geraumer Zeit oft signifikante Mängel spürbar. Also wird selbst dort, wo in der Gemeindearbeit (noch?) etwas für die Menschen attraktiv ist und "wirkt", so manches lebendige Projekt nicht mehr unterstützt. Binnen weniger Tage haben 900 Menschen aus der dünn besiedelten Mittelregion Eiderstedts eine Petition an Probst und Bischofsbeauftragten unterschrieben. Antwort: "Wenn das so viele Menschen unterstützen, werden sie es wohl auch selbst finanzieren können". Ich habe im "weltlichen" Bereich selten etwas Vergleichbares erlebt. Für Elisabeth und die Menschen, die die Arbeit der Kantorei als wichtig empfinden, helfe ich weiter mit, wo ich kann. Unter anderem, indem ich den hier abgebildeten Flyer (natürlich wieder einmal "ehrenamtlich") getextet und entworfen habe. Dabei muss ich wohl in Kauf nehmen, dass ich damit mittelbar auch eine "Nordkirche" unterstütze, deren Entwicklung und "Performance" ich in weiten (und grundlegenden) Bereichen weder als konstruktiv noch fruchtbar noch zukunftsfähig empfinde.

Fazit - damit kein falscher Eindruck entsteht: ich halte Religiosität und Spiritualität in unserer Gesellschaft (weit ab von religiösem Fundamentalismus, Charismatikertum und evangelikalen Strömungen) für "unabdingbare" Bestandteile unserer Kultur und sehe die religiösen Institutionen hier eigentlich in einer dringend geforderten Pflicht. Ich bin jedoch der Ansicht, dass zumindest die Kirche, deren "Performance" wir hier erleben und zumindest so weit ich persönlich das empfinde, ihre ureigensten "Hausaufgaben" leider nicht mehr auch nur ausreichend macht und stattdessen völlig irrelevante Wege einschlägt, die meiner Ansicht nach (leider) nur in immer weitere Bedeutungslosigkeit führen können. Da ich durch den Beruf meiner Frau wieder mit der Materie in Berührung gekommen bin, helfe ich dort mit, wo ich (noch?) sinnvolle Ansätze sehe (und sei es dass ich anlässlich des Pastorenwechsels 2009 viele Monate die Konfirmantenbetreuung mit gestaltete), aber gerade weil ich mich hier auch wieder engagiere, merke ich selbstverständlich auch Defizite an, wo ich sie aus meiner persönlichen Sicht heraus empfinde.