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Die "Wahrheit" über EHEC

keine "Expertenmeinung", nur bedingt wissenschaftlich. Sollten Sie jedoch beim Lesen auch nur einen Gesichtsmuskel verziehen, haben Sie das "Körnchen Wahrheit", das in jeder Polemik steckt, wahrscheinlich gefunden

 

Hier also ein paar Takte "EHEC" im Viervierteltakt, Tonart "logisch" (früher durfte das noch unter "Gesunder Menschenverstand" firmieren). Bitte zählen Sie die einzelnen Punkte zusammen – vielleicht kommen Sie zu ähnlichen Schlüssen. Falls nicht, empfehle ich die Rekapitulation des "Kleinen Einmaleins".

1 - Vor geraumer Zeit wurde das fette Leibköchlein des damaligen Oberrasers der Nation, Michael Schumacher, nach den "Geheimnissen" seiner kulinarischen Umsorgung des Gaspedalritters gefragt. Prompt gab er zu Protokoll, was damals grade jeder Dödel als besonders angesagte Feinheit moderner, gesundheitsbewusster Küchenkunst hielt: "Ich spüle den Salat nur ganz kurz mit Wasser ab – aber wirklich nicht zu sehr!" (vorgeblich wegen der wasserlöslichen Vitamine). Merke: Wasser ist der Feind jedes Salats (.....!). So wurde es in allen Gazetten als neueste "wissenschaftliche" Erkenntnis zum Thema Ernährung verbreitet. Also müsste jeder Salat nach einem Platz- oder gar Dauerregen völlig vitamin-frei auf dem Acker stehen – oder?

2 - Der Schwachsinn wird noch immer geglaubt und praktiziert. Oft von einer Gruppe besonders ernährungsbewusster Menschen, die auch "frisch gezüchtete Keimsprossen" schätzt. Was in einer feuchtwarmen Atmosphäre unter Außenluft-Abschluß im Turbotempo hochgezüchtet wurde und dann oft tagelang in Plastikbeuteln vor sich hin dünstet, soll also besonders gesund sein. Aber die "Wissenschaft" sagt doch: Keimsprossen sind gesund! Na also.

3 - Diese gesundheitsbewussten Menschen leben meist in Wohnungen, aus denen möglichst jede Art von Schmutz umgehend eliminiert wird – ob mit harter oder "weicher" Chemie ist dabei oft nur eine Sache des Parteibuchs. In ihrer keimfreien Umgebung bildet sich dann das Immunsystem dieser Menschen relativ schnell wegen "Arbeitslosigkeit" zurück. Unter anderem an der wachsenden Zahl von Allergikern erkennbar.

4 - Aber "draußen im Stall" sollen die Viecher, die von solchen Menschen gegessen werden, oder (zumindest) deren Dung zur Praktizierung "Ökologischen Landbaus" gebraucht wird, leben wie vor 300 Jahren, damit Gemüse produziert werden kann wie vor 300 Jahren. Dass an solchem Gemüse dann auch Scheiße hängt wie vor 300 Jahren und damit Bakterien – wird ausgeblendet: Hauptsache NATUR!

Fassen wir zusammen: Menschen mit einer mutwillig herbeigeführten Immunschwäche (3) essen Lebensmittel die unter schwül-warmen Bedingungen hergestellt (2) und/oder mit Fäkalien gedüngt (4) werden. Diese Lebensmittel werden vor dem Verzehr nur äußerst ungenügend gereinigt (1).

Ich bitte, die geneigte Leserschaft um Entschuldigung dafür, dass ich ob der teilweise recht fragwürdig bis ratlos anmutenden Thesen und Theorien die von eilig vor die Kameras gezerrten "Experten" und Wissenschaftlern während der "EHEC-Krise" abgesondert wurden, oft nicht mehr entscheiden konnte, ob ich lachen oder weinen sollte. Wenn ich an die Millionen Tonnen bester Lebensmittel denke, die aufgrund dieses Schwachsinns vernichtet wurden und die Milliarden an Steuergeldern, die jetzt eilig zur Kompensation verteilt werden (müssen?), überwiegt allerdings zuletzt doch die Wut.

Wer schreibt´s? Ich habe 1973 - 1976 eine Krankenpflege-Ausbildung mit Staatsexamen absolviert, danach ein internationales Fachdiplom für Kardiologie und internistische Notfall- und Intensivpflege. Danach habe ich viele Jahre im größten kreisgetragenen Krankenhaus Deutschlands (Ludwigsburg - nebenbei universitäres Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg) eigenverantwortlich auf der Intensivstation gearbeitet. Während meiner (Grund-) Ausbildung habe ich u.a. ein mehrmonatiges Praktikum in der Diätküche absolviert. Ein großes Interesse an Ernährungsfragen blieb über all die Jahre bestehen.

Meine Frau und ich leben im "EHEC-verseuchten" Schleswig Holstein (!) und haben während der letzten Monate durchgehend (!) frische Salate und Gemüse aus dem Supermarkt genossen. (Wie immer) Gut gewaschen und gereinigt. Und wir essen sehr gerne Sprossen in diesen Salaten – aus eigener Züchtung. Wir leben noch immer! (und das ganz gut...).

Unser Fleisch beziehen wir überwiegend von einer Freundin in unserem Wohnort, deren "Galloways" noch auf die Wiese dürfen. Schmeckt besser, kostet etwas mehr – dafür essen wir eben etwas weniger davon und genießen das bewusst.

 

P.S.:

  • Bitte bedenken Sie, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in unserem Kulturkreis in den letzten 200 Jahren weit mehr als verdoppelt hat. (alleine seit 1871 um bestens dokumentierte 40 Jahre!). Trotz (oder gerade wegen) Dosengemüse, "intensiven" Anbaumethoden & Co.
  • Bedenken Sie bitte weiterhin, dass "Kunstdünger" denselben Stickstoff enthält wie Gülle – nur ohne "Dreck". An einer mit sorgfältig zusammengestellter Nährlösung gezogenen Gurke oder (Strauch-)Tomate aus einem holländischen Gewächshaus kann ich nichts Schlechtes entdecken.
  • Was man als "Sauerei" bezeichnen muss, ist die Tatsache, dass viele Wiederkäuer mit sog. "Kraftfutter" gemästet werden, in dem Schlachtabfälle verarbeitet sind oder Soja, was völlig "artfremde" Gährungsprozesse bei der Verdauung bewirkt. Dass sich dadurch auch andere Bakterien als die von der Natur vorgesehenen ansiedeln und entwickeln können, ist denk- und nachvollziehbar.
  • Massentierhaltung ist ebenfalls abzulehnen, da sich Krankheiten bei zu viel Enge viel schneller von Tier zu Tier ausbreiten und mit Antibiotika bekämpft werden müssen, wodurch sich die natürliche Immunabwehr der Tiere immer weiter zurück bildet. Ein klassischer Teufelskreis.
  • Schweine haben (fast) den gleichen Stoffwechsel wie Menschen. Weshalb Schadstoffe im Schweinefleisch auch "ungehindert" vom Menschen aufgenommen werden können. Kannibalismus ist nicht nur aus ethischen, sondern auch aus ernährungsphysiologischen Gründen verboten. Aus letzteren Gründen ist auch Schweinefleisch nicht empfehlenswert: in der Nahrungskette ist das Schwein biologisch dem Menschen viel zu "nah".

 

 
Anekdote (fast) zum Schluss:

Eine liebe akademisch gebildete Freundin meiner Junggesellenjahre kochte NUR mit frischen (und natürlich politisch absolut korrekten) Zutaten – wenn sie Zeit hatte, was fast nie der Fall war. In der übrigen (und überwiegenden) Zeit praktizierte sie eine Mangelernährung mit "schnellen Semmeln" und ernährte sich in Restaurants, auf deren Speisekarte die Herkunft der verarbeiteten Zutaten nicht vermerkt war. Der Kühlschrank dieser Freundin verleitete zu Depressionsschüben: ein Stück vertrockneten Käses, ein Joghurt, ein dubioses Dessert im Glas und – Ende. Aber ansonsten: NUR frisch! Wenn ich bei der Guten ein Mal pro Jahr zum Abendessen eingeladen war, dauerte das Warten bis zur Vorspeise so lange, dass ich mich bis dahin meist bereits in etwas angetrunkenem Zustand befand – der Wein musste Gott sei Dank nicht "frisch zubereitet" werden. Ich selbst ernährte mich (täglich und regelmäßig) unter dem missbilligenden Blick dieser Dame von Tomaten, Gurken und Rettichen aus dem Supermarkt, Dosenware und Gemüsemischungen im Gefrierbeutel, Fischdosen und (immerhin) Mehrkornbrot. Wie ich einem in einem entliehenen Kochbuch (!) vergessenen Arztzettel entnehmen konnte, litt die Reinheitspostulantin u.a. unter chronischer Verstopfung. Ich war kerngesund (und bin es, über 20 Jahre später, noch immer).....

Einen hätt ich noch:

Bereits vor über 15 Jahren gestaltete ich eine ganze Ausstellung über die Schönheit von Nahrungsmitteln und schrieb auch Texte dazu, die großformatig gedruckt zwischen den Bildern hingen. Hier geht’s zur Dokumentation dieser Ausstellung: "Anweisungen an den Koch".

Sollte jetzt jemand verzweifelt nach einem Schublädchen zwischen "Alternativ" und "Reaktionär" suchen, in das er mich anhand meiner hier gemachten Einlassungen stecken kann, empfehle ich meine Bemerkungen zu differenzierter Denkweise.