,das klug sei...

AAAhhh...!...!...DA! Während ich mir noch überlege, wie ich diesen seit einiger Zeit anstehenden Text am besten formuliere, kommt sie mir zuvor. Sibylle Berg, das kolumnistische HausMütterchen der DDSS (Deutsche Domestizierte SpontiSzene). Zuvor kommt sie mir nicht inhaltlich. Wohl aber bei der Lieferung bedenklicher Beispiele. Hat sie es doch geschafft, in einem einzigen Artikel NegativBeispiele sowohl für meine Einleitung, wie auch für mein HauptThema mit dem ihr eigenen etwas flatterhaften SprachWitz beschwingt in ihre KolumnenSpalte zu tippen.

Wollte ich doch über den schludrigen Umgang mit Sprache und Sprachsinn schwadronieren und zum Auftakt das "s" oder "ß" (oder neudeutsch "ss") monieren. Dasjenige, welches so oft falsch gebraucht wird. Als ob daß Mädel dächte, das es eigentlich völlig egal ist, was Wörter bedeuten - was man abgesehen von diesem kleinen Beispiel wirklich manchesmal meinen könnte (s.u.).... Und so schreibt sie frisch und frei: "Die einzige Bedingung ist, das jeder Bürger eine förderungswürdige Idee hat..." Ich hätte eine: Frau Berg zur Deutsch-Nachhilfe! (Auch wenn sie sich in "würdiger" Gesellschaft einiger wissenschaftlicher ArtikelSchreiber u.a. befindet....)

Im selben Artikel, zwei Sätze zuvor, mein HauptThema: "....Rammstein, Christoph Schlingensief, Wiglaf Droste und Peter Lau, die sind weise.....". Am Arsch diesmal nicht die Räuber (frei nach Droste), sondern der sorgfältige Umgang mit Wortsinn. Die angeführten Herren mögen ja gerne manches sein - "...prima aussehend...." vielleicht. Aber sie als weise zu bezeichnen, wirft dann doch die Frage auf, ob Frau Berg jemals Kenntnis nahm von ihr anscheinend so fernen Gestaden wie abendländischer oder gar überkultureller GeistesGeschichte. Aber auch da ist sie ja beileibe nicht alleine.

Klug, schlau, intelligent, weise, gebildet, gewitzt, intellektuell, ....... schietegal könnte man meinen, wenn man sich Kolumnen und Artikel deutscher zeitgenössischer Feder zu dem Gemüte führt, auf das mir das Kauderwelsch dann doch hin und wieder bleischwer fällt.

Gottfried Benn sinngemäß: "Was "Bildung" ist, lässt sich nicht einfach definieren. Einen Bauern, der das Leben und seine Bibel kennt, würde ich als gebildeten Menschen bezeichnen. Was man von einem Wissenschaftler, der nur sein Fachgebiet kennt, nicht behaupten kann" ("Eines Menschen Zeit"). Irgendwo dazwischen flattert Frau Berg. Und erzählt von buddhistischen Camps für "SackNasen". Weise.....

Ein Menschlein, das genügend Intelligenz besitzt, mit der Sprache zu jonglieren. So possierlich wie ein Seehund im Zirkus mit seinem WasserBall. Und so bunt, daß der Unterschied zwischen beiden immer undeutlicher wird. Vielleicht weil zuweilen das "Mehr" fehlt. Bei weitem noch nicht die reklamierte Weisheit. Es gibt ja Zwischenstufen und Nuancen. Intelligenz ist das GrundKapital. Der Hammer sozusagen. Der eine hat einen grösseren, der andere einen kleineren. Gemessen wird an der jeweiligen Spezies - ...als Elefant wäre ich ein Genie.....Madame...

Und wenn Intelligenz zu Höherem strebt, mutiert sie zum Intellektuellen - was jedoch noch lange nicht "klug" zu sein hat. Das kann der oben erwähnte Bauer vielleicht viel eindrucksvoller, das Klug - Sein. Vor allem, seit schon als intellektuell erkannt wird, wer schon mal davon gehört hat, daß ein gewisser Herr Sloderdijk dubiose medizinische Experimente unternimmt (Selbstversuch bei Influenza). Selbst bei grösseren Leistungen auf diesem Gebiet mutet doch vieles an, wie cerebrales Bodybuilding - inklusive entsprechender Schauläufe. TratschRunden im TV bilden die ideale Bühne hierfür.

Neuerdings legt das ModeWort "EQ" (emotionale Intelligenz) wieder eine von den RauchKerzen selbsternannter Experten umwaberte Fährte zu dem, was "Klugheit" sein könnte. Wir warten gespannt auf die Unsäglichkeit des ersten Seminars: "Der sichere Weg zur Emotionalen Intelligenz" Zwei Tage ohne Hotel und Verpflegung 3.450.- DM. Spätenstens nach Besuch dieses Seminars sollte man so klug geworden sein, zu wissen, daß Klugheit keinem Seminar entspringt - schon gar nicht die eigene. Man muß es eben doch "erwerben, um es zu besitzen" - und das dauert. Manchmal ein ganzes Leben, meistens klappts nie. Was wäre die Welt, bevölkert mit klugen Menschen...... - man wird ja wohl träumen dürfen. Und immer wieder der Versuch, Herz, Wissen, Erfahrung und Intelligenz zusammen zu nehmen und den Versuch zur Klugheit zu wagen. Jeden Tag - Erfolg durch Training - vielleicht.

Zuletzt die KönigsDisziplin. Weisheit. Und da gilt das Gleiche, was uns auch zum Thema "Gott" empfohlen wird: "Du sollst Dir kein Bild machen...". Auch ich werde mich hüten. Weisheit ist göttlich und so sie sich denn zeigen sollte, ist sie stets eine unverdiente Gnade, da der Mensch schlecht dafür gebaut scheint, weise zu sein. Und so wird er sich auch stets als unwürdiges und demütiges Gefäß für diese Gabe sehen - so sie ihm denn wirklich zufällt. Vielleicht gibt es deshalb heute so wenige Menschen, denen man im Vergleich mit Größen aus Zeit und Raum die Fähigkeit, diese Gabe zu empfangen zutrauen würde. Oder sie werden einfach nicht erkannt, die Weisen - weil sie eben demütig sind. Und Demut ist leise. Und so werden sie übertönt - vielleicht von den Schlingensiefs unserer strapazierten Wahrnehmung, die ihre "Weisheit"  wie ein österreichisches Autobahn"Bickerl" von den Bergs der Feuilletons hinter die WindschutzScheibe ihrer KrawallMaschinen gepappt bekommen. Gib Gas, ich will Spaß.......

P.S.: Der bezuggenommene Artikel von Sibylle Berg heisst "Mein WahlProgramm", wurde im "ZEIT Magazin" Nr  40/1998 veröffentlicht, und hat mir, abgesehen von den erwähnten Punkten, wie alle ihre Artikel, wirklich einen gewissen Spaß (wie immer Sie das nun verstehen wollen....) vermittelt. Aber ich bin ja Gott sei Dank auch nur "ich" - der erste, der es wagt, mich auch "nur" klug zu nennen, wird mit der Androhung ewiger Verdammnis (wahlweise: eine namentliche Erwähnung in Frau Bergs Kolumne) abgemahnt werden....