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Beiboot 

 

 

So wie es an Land praktisch ist, wenn man ein Auto beim Haus hat, um Besorgungen zu machen und "ins Grüne" oder zu Freunden zu fahren, ist es fast unabdingbar, bei einem Segelschiff ein Beiboot für ähnliche Zwecke dabei zu haben. Wir haben uns aus besonderen Gründen ein besonderes Beiboot bauen lassen. Mehr dazu unterhalb der Bilder:

Wir haben unsere "Trinity" provisorisch im Treppenhaus aufgebaut - dem einzigen "Raum" des Hauses, der über 3 Meter Höhe für den Mast aufweist.

 

Dass ein Segelschiff ein Beiboot braucht, ist klar (s. oben). Im Normalfall sind das heutzutage graue oder rote Aufblasboote, die dadurch recht praktisch-platzsparend sind. Aber wie alles kompromisslerische sind sie eben auch mit gewissen Mängeln behaftet und - potthässlich. Unsere "Unity" hatte beim Ankauf auch ein Beiboot. Ein Festkörper-Plastikboot, unsinkbar, quietschrot, auch sehr praktisch und - wenn möglich noch hässlicher; fast ausschließlich dazu geeignet, mit einem Außenbordmotor benutzt zu werden, weil das Rudern mit dem plumpen Plastikkörper dem Versuch gleichkommt, mit einer Kinderbadewanne überzusetzen (und die wäre vielleicht noch schnittiger). An Segeln - und das sollte in unseren Augen eigentlich jedes Boot können - gar nicht zu denken. "Segelbar" war uns aber wichtig: Wenn man mit der Yacht in einer hübschen Bucht Anker geworfen oder in einem Hafen angelegt hat, ist es oft sehr interessant und aufschlussreich, genüsslich mit dem Beiboot die nähere Umgebung zu erkunden. Wenn dies jedoch nur mit ratterndem Motor oder kräftezehrendem Rudern zu bewerkstelligen ist, fehlt dem Segler nun mal die eleganteste Fortbewegungs-Option.

Also ab zur "Hanseboot"-Messe nach Hamburg. Neben einigen "Kleinigkeiten" (z.B. einer Radaranlage) spähten wir aufmerksam danach, was zum Thema "Beiboot" angeboten wurde. Das Resultat war auf den ersten Blick durchweg aus Plastik und zum Aufblasen, rot oder grau, also hässlich, kaum ruderbar und schon gar nichts zum Segeln. Wir liebäugelten in unserer "Verzweiflung" bereits mit einem "Optimisten" (für Laien: Junior-RegattaJolle / für Kenner: s. SeglerKrimi "Der Keltische Ring"), aber der Verkäufer am Stand schaute uns so komisch an, als wir fragten, ob man das Teil auch rudern könne und ob es wohl - ähem - auch möglich sei, bei Gelegenheit einen Außenborder anzubringen, dass wir die Idee schnell wieder fallen ließen.

Ob meine Gattin Elisabeth oder ich zuerst entzückt "Kuck mal!" ausrief, weiß ich nicht mehr, aber plötzlich und fast am Ende des Messerundgangs standen wir vor einem Stand mit wunderschönen kleinen Booten, die aussahen, als wären sie genau unseren Wunschvorstellungen entsprungen. Ein über seine Lesebrille hinweg gütig und verschmitzt lächelnder Herr, der genau so aussah, wie man sich den Schöpfer solcher Lieblichkeiten vorstellt (was er, wie sich schnell herausstellte, auch wirklich war), erklärte uns geduldig, was denn für unsere Ansprüche, die wir ihm detailliert auseinandersetzten, in Frage käme. Es kam auf jede unserer Anfragen ein freundliches "Geht wohl". Und wie das ging! Wir schwelgten in unterschiedlichen Besegelungen, Backskisten, Freiräumen, Unterteilungen und einem Dutzend weiterer Ausstattungsdetails und Varianten. In unserer Begeisterung bestellten wir - ALLES. Das heißt: Das richtige Boot, in der richtigen Größe und mit allem, was uns hübsch, komfortabel und nützlich erschien. Aber da wir unserer Begeisterung doch ein wenig misstrauten, erbaten wir uns ein mehrwöchiges Rücktrittsrecht und, um der protestantisch - schwäbischen Tradition gerecht zu werden, handelten wir auch noch einen Messerabatt aus.

Aber es war nun mal einfach das Richtige. Also ging nach ein paar Wochen Bedenkzeit der Anruf zur Bestellung ins Ratzeburger Hinterland und im Januar 2003 fuhr ich bei Minus Zwanzig Grad Celcius und Glatteis gen Norden, um erfreut das Bötchen auf den Anhänger zu laden und nach einigen Stunden spätabends und ziemlich durchgefroren im Süden Elisabeth aus dem Schlaf zu reißen, damit sie mir half, das Boot ins Haus zu tragen, was sie auch trotz beißender Kälte und Übermüdung begeistert tat. Wenn es noch eines Beweises ihrer Liebe bedurft hätte - das wäre wohl einer ....

Jetzt (Januar 2003) fehlt nur noch eines: Die Bootsbeschriftung. "Trinity" - zu Deutsch: "Dreieinigkeit". Wie das? Zuerst muss man wissen, dass Elisabeth Kirchenmusikerin ist und ich aus einer Pastorenfamilie stamme. Zum Zweiten wäre zu erinnern, dass unsere Motorsegelyacht "Unity" (Einheit) heißt, weil wir uns auf dem Meer zwischen Wellen, Wind und Ufern so sehr EINS mit ALLEM fühlen. Unser Beibötchen kann nun segeln, man kann damit rudern und ein Motor lässt sich auch anbringen - also "Drei-in-Eins". Und da wir, seit über 40 Jahren "im Metier", ein gelassenes (wenn auch nicht unengagiertes) Verhältnis zu religiösen Dingen haben, war "Trinity" mit einem Schuss "Insider-Humor" die Erste Wahl. Warum wir es auch theologisch sinnig finden, ein Beiboot "Trinity" hinter ein Hauptschiff "Unity" zu hängen - das erschließt sich vielleicht am ehesten dem, der die Thesen des Theologieprofessors Hans Küng vom "Weltethos" kennt .....

WerftFoto www.doering-boot.de