zurück zur Übersicht

Montag, 14. Juli 2003. Preveza. Wir haben noch einen Tag drangehängt - alles so nett hier. Wir liegen längsseits an der hübschen Hafenpromenade, haben Wasser und Strom - und das alles gratis. In Gehweite gibt es mehrere Verkaufsstände mit frischem und preiswertem Obst und Gemüse, sodass unsere täglichen Salate abwechslungsreich und üppig ausfallen. Abends gibt es FreilichtTheater: Alle Einwohner von Preveza und Umgebung zwischen 1 und 100 Jahren flanieren auf der ca. 1 km langen hübsch illuminierten Promenade hin und her, wir sitzen auf unserer Heckterrasse wie in einer Loge mit dem Sonnensegel als Baldachin, schlürfen kaltes Bier und genießen die Aussicht auf Flaneure (beruht auf Gegenseitigkeit), Hafen und Bucht. Gestern gab es noch eine "Sondereinlage", als ein Frachter eilig am gegenüberliegenden Kai festmachte, um alsbald immer tiefer zu sinken, bis Fahrzeuge mit (wie wir vermuten) Pumpen eintrafen, die bewirkten, dass das Schiff wieder halbwegs schwimmfähig wurde. Weiterhin regelmäßig besucht uns "Caretta caretta", die große Seeschildkröte, zu der Elisabeth inzwischen eine solche Sympathie entwickelt hat, dass sie die imposante Amphibie gerne füttern würde (mag Caretta Golden Delitius?). Leider wird die Sympathie bisher jedoch nicht erwidert. 

Auf einer Ausstellung haben wir gestern Abend erste Kontakte zur Athener Kunstszene geknüpft - die Bilder waren teilweise handwerklich recht ordentlich, aber wir entdeckten nichts, was uns allzu sehr beeindruckt hätte - am ehesten noch die Organisatorin: jung, engagiert und voll idealistischer Begeisterung für ihr Vorhaben, mit dem Erlös der Ausstellung in Athen ein Künstlerhaus zu finanzieren. Der Lohn solcher Aktionen liegt nach meiner Erfahrung allerdings eher in den dabei zu gewinnenden Erfahrungen, als in der wirklichen Realisierbarkeit eines solchen Projekts, aber das habe ich für mich behalten - in meiner Sturm- und Drang- Zeit mochte ich auch keine älteren Klugscheißer, die mit ihren Bedenken jeden Enthusiasmus zu zerreden versuchten. Zuvor besichtigten wir die örtlichen Kirchen mit alten Ikonen (schön) und neuen Wandmalereien (kitschig). Zu unserer Überraschung wurden wir in einer Kirche von einem freundlich lächelnden Männlein mit der mildtätigen Gabe von zwei sorgsam in Silberfolie verpackten Muffins beschenkt. Da wir sonnengebräunt und gut genährt sind, also alles andere als verhärmt aussehen, nahmen wir das Geschenk erfreut dankend als Sympathiekundgebung - das nächste Frühstück war gesichert.

Heute Nachmittag habe ich noch einige Gedanken in den Computer getippt über Neue Horizonte, das Meer und warum ich hier einen Gott finde, der neu "erfunden" werden muss: Die Suche des Unbeschränkten.