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Das ist ein typischer
Griechenland-Sommer-Segel-Nachmittag. Ein Himmel in der Farbe von
Vergißmeinnichtblüten über einem dunkelblauen Meer; Ufer, die sich im
Dunst als bergige Silhuette entlang eines Horizonts wellen, der sich im
Weiteren als undeutliche Linie fortzieht. Die Hitze des Mittags vorbei,
ein mäßiger Wind bringt angenehme Kühlung, strafft die Segel und bewegt
unser Schiff in ruhiger Fahrt, die keiner nennenswerten Korrekturen
bedarf. Trotzdem sitze ich in der Nähe des Steuerrades, um bei Bedarf
eingreifen zu können. Genua-, Groß- und Besansegel sind gesetzt und
stehen optimal zum Wind, wie uns ein Blick entlang der über zehn Meter in
den Himmel ragenden Masten versichert. Das Schiff liegt in einer
gemäßigten Schräglage. Wir sitzen auf der geräumigen Terrasse über
dem Heck unseres Schiffs mit Blick nach vorne über das Dach des
Ruderhauses, das Vorschiff, den Bug, genießen den fächelnden Strom des
Fahrtwinds, die Wärme des Holzdecks unter den nackten Fußsohlen, die
Stille, die angenehme Zweisamkeit ohne die Erfordernis eines Gesprächs.
Ein abwechslungsreicher Segeltag liegt hinter uns mit erwartungsvollem Aufbruch aus einer idyllischen Ankerbucht, danach eine Fahrt mit Winden in immer wieder leicht wechselnder Stärke und Richtung, von denen wir mit verschiedenen Strategien unterschiedlicher Segelstellung und entsprechenden Manövern ein Vorwärtskommen in Richtung unseres Zielhafens erfeilschten. Und jetzt bewegen wir uns auf das letzte Abenteuer dieses Tages zu: Ankommen in einem uns noch unbekannten Hafen mit allen Überraschungen und einer immer wieder spannenden Übung - dem Anlegemanöver. Langsam kommt das Ufer näher, undeutlich werden Einzelheiten sichtbar, ohne daß vorerst die Einfahrt zur angepeilten Hafenbucht auszumachen wäre. Der Kompass teilt jedoch mit, dass wir auf dem richtigen Kurs sind, die Positionsbestimmung vor einigen Minuten lieferte die Bestätigung. Die ersten Vorbereitungen für die Ankunft werden angegangen. Wir räumen auf der Heckterrasse fort, was im Laufe des Tages gebraucht wurde und später im Weg sein könnte. Nur ein standfester Regiestuhl vor dem Steuerrad bleibt. Rundgang über das Schiff, Prüfung der Fenderballons und Festmacherleinen, die so gelegt werden, dass ein Griff genügt, um mit ihnen arbeiten zu können. Über und unter Deck wird alles, was nicht gebraucht wird, verstaut. Ebenso im Ruderhaus, bevor wir uns über den Hafenplan am großen Kartentisch beugen, die Lage und Ausrichtung der Anlegemöglichkeiten prüfen und die Angaben zur Wassertiefe studieren. Entsprechend der Windrichtung, Lage zum Hafeneingang, zu Versorgungseinrichtungen und eventueller Nähe zu Fähranlegern bekommen die Kais ihre Prioritäten zugewiesen. Der hier wäre am besten, dort ginge es auch noch, da nur im Notfall. Wobei wir wissen, dass sich in der Realität die Gegebenheiten noch einmal in ganz anderer Sichtweise darstellen können. Beim Blick über den Bug erkennen wir an verschiedenen Landmarken, dass wir kurz vor der jetzt deutlich erkennbaren Einfahrt der Hafenbucht, die tief ins Land schneidet, angelangt sind: eine kleine Insel vierzig Grad steuerbord, eine markant geformte Landzunge dreihundertzehn Grad backbord, was der Positionsbestimmung in der Karte entspricht. Die Häuser des Hafenortes ganz am Ende der Bucht noch ein undeutlicher Streifen, der sich in hellem Ocker über dem Meer abhebt vor den mit dunklen Büschen bedeckten Bergen im Hintergrund. |
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Der komplette Text erscheint demnächst in der Sammlung "Blaue Lust" als e-book |
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