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Logbuch 01.09.2002. 17:00 Uhr Ortszeit; Position 39°15´10´´N / 020°10´10´´E; Kurs: 210°; Wind NW3-4; Seegang 0-0,5m; Wetter: klar, sonnig. Segel: Genua, Groß, Besan. Bemerkung: Prima Segeln mit bis zu 4 Knoten. Bucht von Lakka in Sicht. Elisabeth klariert sich und das Schiff zum Einlaufen.

Logbuch 01.09.2002 18:30 Uhr OZ; Position 39°14´50´´N / 020°07´85´´E; Wind NW2; Seegang 0, Wetter: klar sonnig. Bemerkung: Einlaufen unter Motor, Ankern in der Bucht mit Sicht auf Lakka. Da Gewitter angesagt sind, setzen wir 10kg Ankergewicht zusätzlich.

AUFATMEN

- Lob der Angst

"Der graut wohl vor gar nichts ...". Eine Bemerkung, der ich, Patensohn einer Modedesignerin, zuerst in Bewertungen meiner resoluten Tante bei gelegentlichen Aufenthalten in Straßencafés begegnete. Gemeint waren vorbeiflanierende Stilsünden - seien es dem Alter, der Figur oder dem Anlass nicht entsprechende Textilen oder ungeschickte Zusammenstellungen von Farbe und Form oder einfach nicht eingehender definierte "Schrecklichkeiten". Dabei war meiner Tante, wie ich heute vermute, sehr wohl bewusst, dass sich die meisten ihrer "Sünder" aufgrund weitgehender Unwissenheit auf dem weiten Feld von Stil- und Geschmacksfragen nachgerade im Stande glänzender Unschuld befanden. Und so konnten die Sünder ihren sonnigen Nachmittag auf dem Boulevard unbeschwert genießen, während sie meiner kritischen Tante eine ebenso angenehme kleine "Horror-Picture-Show" bescherten.
Recht ähnlich scheint der Vorgang in Seglerkreisen, wobei es hier weniger um den Stil der Kleidung geht, auch wenn zuweilen von "SegelGarderobe" die Rede ist und auch so manche SeglerGarderobe als Anlass zur Kritik herhalten muss. Besonders jedoch die Größe und Beschaffenheit des Bootes, die Anzahl und Zusammensetzung der Crew, das Fehlen von als unverzichtbar bewerteten Ausrüstungsgegenständen, ja, sogar die Qualität des Beibootes geben Anlass zu "kritischen Würdigungen". Teilweise verständlich wird die Lust an der Kritik durch das angenommene Gefahrenpotential der beabsichtigten Unternehmungen: Das Befahren einer äußerst dynamischen Fläche (Meer) mit permanent sich ändernden dynamischen Umgebungsverhältnissen (Wetter) in einer mehr oder weniger beweglichen Plastikwanne (Boot).

90% des Spektrums im Katalog der Schiffsbewegungen sind weniger oder gar nicht erwünscht. Erwünschte Bewegungen: vorwärts, in Ausnahmefällen (Hafen) auch rückwärts. Drehbewegungen nach rechts oder links. Weniger erwünscht: Rollbewegungen partiell oder ganz nach links, rechts, vorne, hinten, oben, unten; gleitende Seitwärtsbewegungen; Hebe- und Sinkbewegungen nach oben und unten - ganz besonders nach unten ....

Der komplette Text erscheint demnächst in der Sammlung "Blaue Lust" als e-book

 

Copyright Thomas Weisenberger 2002