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Lebens - Mittel

Wer sich schon einmal sei es in der Schule und/oder aus EigenInteresse über die Funktionen des menschlichen Körpers informiert hat, weiß, dass die Komplexität dieser Funktionen, ihr WechselSpiel und Ineinandergreifen ein Universum in sich darstellt. Unbegreiflich vor diesem Hintergrund, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung noch immer zu glauben scheint, alle diese Funktionen könnten reibungslos ablaufen, wenn ihnen als "TreibMittel" nur degenerierte (TütenSuppen) und eindimensionale (WeißBrot) Nahrung oder ganz einfach "Dreck" (Süßigkeiten) zugeführt wird. Kein Auto würde mit einem Treibstoff laufen, der qualitativ auch nur entfernt vergleichbar mit dem ist, was viele Menschen als "Nahrung" zu sich nehmen.

Dass der Körper dies zumindest eine Zeit lang kompensieren kann, könnte natürlich als "Wunder der Natur" angesehen werden. Insgesamt fragt sich jedoch noch immer viel zu selten ein Mensch, der im Alter von 60 Jahren erkrankt, wie viel Schrott er in den letzten 40 Jahren aufgenommen hat bzw. welche ernährungstechnischen Mängel sein Körper in dieser Zeit kompensieren musste. Und das mit System: Er wird sich nämlich auch nicht fragen, wie viel Schlaf er versäumt hat, wie oft er sich zu starkem Stress oder vermeidbaren Depressionen ausgesetzt hat. Würde er dies tun, ergäbe sich eine lange IndizienKette, die mit einem Ausdruck zusammengefasst werden kann: Mangelnde Achtsamkeit.

Es sind sehr komplexe Mechanismen, die "Gesundheit" erhalten oder zerstören. Während meiner Arbeit im KrankenHaus haben mich besonders Patienten mit KrebsErkrankungen interessiert. Die überwiegende Mehrzahl "outete" sich sehr schnell (selbst bemerkt oder nicht) in den Gesprächen durch Berichte von leicht erkenn- und nachvollziehbaren Defiziten in ihrer LebensFührung und/oder den Umständen, in denen sich ihr Leben abspielte. Stress, unglückliche Umstände im privaten und/oder beruflichen Bereich, die jahrelang ertragen statt gelöst wurden, eine ungesunde ErnährungsWeise war fast immer mit dabei - alles meistens zusammenfassbar als Defizit in der oben erwähnten Achtsamkeit. Krankheit ist ganz sicher nie die Strafe irgendeines Gottes im strengen ReligionsSinn - aber oft eine schon fast lapidar zu nennende Reaktion der Natur auf jahrelange Mißachtung der mindesten Grundlagen nach denen sie "funktioniert". In der Bibel wird davor gewarnt, dass Gott "sich nicht spotten" lasse - warum viele Menschen zu meinen scheinen, dass die Natur NICHT nach demselben Muster verfahre, kann nur mit Hybris oder, vermutlich im überwiegenden Teil der Fälle, mit schlichter Ignoranz erklärt werden.

Dabei ist Krankheit ja nur der letzte KulminationsPunkt einer FehlEntwicklung. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle viel mehr darüber schreiben, welche Steigerung von persönlichem Wohlbefinden und LeistungsVermögen durch eine achtsame LebensWeise erreicht werden kann. Genügend Schlaf, Ruhe und Muse - ein Punkt der in unserer Leistungs-, Erlebnis- und "Auch dabei"- Gesellschaft krass unterschätzt wird. Gute Beziehungen zu anderen Menschen - und reduzierte Beziehungen zu den Menschen, zu denen diese nicht hergestellt werden können. Keine überzogenen Ansprüche, die nur zu Stress und Depressionen führen - ein Sportwagen ist kein Luxus, sondern das Symbol einer bestimmten LebensEinstellung, die nicht unbedingt etwas mit "LebensQualität" zu tun haben muss oder im schlimmsten Fall eine auf (Leasing-)Raten bezahlte Perversion der WertmaßStäbe. Dass die gleichen Menschen, die von Errungenschaften menschlicher Intelligenz begeistert sind, jahrelange Mehrarbeit und Stress (ganz zu schweigen vom Umgang mit unangenehmen Menschen, unwirtlichen Arbeitsbedingungen etc.) in Kauf nehmen, um sich ihr Leben mit Gütern voll zu stellen, von denen ihnen der Zeitgeist ein "Must" suggeriert, zeigt, dass Intelligenz sehr wenig bis gar nichts mit "Klugheit" zu tun hat.

Vor kurzem wurde von einem NachrichtenMagazin zur WeihnachtsZeit der Versuch unternommen, zu definieren, was vor dem Hintergrund heutiger Zustände und Entwicklungen "Luxus" bedeutet. Ich versuche, die wichtigsten Punkte aufzuzählen: "Ruhe, Stille" kam als erstes, gefolgt von "Raum, Platz", "saubere Luft, sauberes Wasser", "Sicherheit" (sicheres Alter, geringe Kriminalität). Alles Dinge, die Menschen heute erst wahrnehmen, wenn sie am Gegenteil erkrankt sind: Hörstürze und Nervenschäden durch Lärm und Stress, Allergien durch PutzWahn und verunreinigte Luft, AltersArmut und die Notwendigkeit sich sein Eigenheim wie die Bank von England zu verbarikdieren. All diese Dinge und Umstände sind "Lebens-Mittel" - und so wenig wie die Menschen auf die Bewahrung dieser Mittel achten, so achtlos konsumieren sie auch ihre Nahrung, die ja kein losgelöster BestandTeil unseres Lebens, sondern in der Komplexität der Abläufe Symptom und Auslöser von Prozessen ist. Sind also gesund ernährte Menschen glücklicher? Wahrscheinlich nicht oder nur wenig, wenn sie nicht den grundlegenden Zusammenhang ALLER "LebensMittel" im Auge haben und danach handeln.

Eine ziemlich gute GrundAnleitung auf dem persönlichen Weg dahin wurde vor vielen hundert Jahren geschrieben - manche kennen sie vielleicht, aber ich denke, man sollte sie sich ohnehin regelmässig vergegenwärtigen:

Desiderata

 

Gehe behutsam Deinen Weg inmitten des Lärms und der Hast dieser Welt und vergiss nie, welcher Friede im Schweigen liegen kann. Lebe soweit als möglich und ohne Dich selbst aufzugeben, in guten Beziehungen zu anderen Menschen.

Verkünde Deine Wahrheit ruhig und klar. Höre auch anderen zu, sogar Törichten und Unwissenden: auch sie haben ihre Geschichte. Meide laute und aggressive Menschen; sie bringen nur geistigen Verdruss.

Es ist möglich, dass Du entweder stolz oder verbittert wirst, wenn Du Dich mit anderen vergleichst, denn immer wird es bedeutendere und unbedeutendere Menschen geben als Dich selbst. Freue Dich des Erreichten genauso wie Deiner Pläne, doch sei auf jeden Fall demütig.

Übe Vorsicht in Deinen Geschäften, denn die Welt ist voller Betrügereien. Verschließe Dich jedoch nicht dem Wert der Tugenden: viele Menschen streben nach hohen Idealen und das Leben ist voll von stillem Heldentum.

Sei Du selbst. Heuchle vor allem keine Zuneigung und spotte nicht über die Liebe. Trage freundlich die Bürde der Jahre und gib mit Anmut alles auf, was der Jugend zusteht. Nähre die Kraft Deines Geistes, um plötzlichem Unglück gegenüber gewachsen zu sein. Viele Ängste entstehen aus Müdigkeit und Einsamkeit. Neben einer heilsamen Disziplin sei freundlich zu Dir selbst.

Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne. Du hast ein Recht darauf, hier zu sein. Und die Kraft des Universums wird sich so entfalten, wie es sein muss, ob Dir das klar ist oder nicht. Deshalb lebe in Frieden mit Gott, was immer Du Dir unter ihm vorstellst.

Und was immer Deine eigenen Bemühungen und Absichten sein mögen: halte Frieden mit Deiner Seele in diesem lärmigen Durcheinander des Lebens. Mit all ihrem Schein, ihren Kümmernissen und zerbrochenen Träumen ist diese Welt dennoch wunderbar.

Sei vorsichtig. Strebe danach, glücklich zu sein.

 

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