Bemerkungen zur Küche
Wer gerne isst, kocht auch gut - und wer gerne kocht, ist der bewusstere Genießer. Die wenigsten Menschen sind sich bei diesen allgemein bekannten Aussagen bewusst, dass sie den KernPunkt der ZEN-Philosophie ausdrücken:
Bewusstes, achtsames Tun fördert das Verständnis für Alles. Wer weiß, wie eine Mahlzeit zubereitet wird, oder diese sogar selbst zubereitet hat, wird auch anders essen: Er wird um die Qualität der verwendeten NahrungMittel wissen, ihren Zustand und ZubereitungsGrad einschätzen können, verwendete Gewürze erschmecken. Kurz: Für ihn wird das Essen zu einem alle Sinne umfassenden Erlebnis.
Unsere heutige Gesellschaft hat sich nicht nur beim Essen in weiten Teilen daran gewöhnt, etwas zu konsumieren, bei dem kein Konsument mehr eine Ahnung hat von der Art und Herkunft der Zutaten, ihrer ZubereitungsWeise oder ihrer Konsistenz im unbehandelten Zustand. So auch beim "Konsum" von Informationen und Meinungen: wir leben in einer Welt des "HörenSagens" und haben uns schon so daran gewöhnt, dass sich diese Welt als die eigentlich reale darstellt. Die Menschen leben in Häusern, deren Materialen und Konstruktion sie nicht kennen, fahren in Autos, von denen sie höchstens eine schwache Ahnung haben, warum sie sich bewegen, sind gesellschaftlichen und politischen Prozessen ausgesetzt, deren Ursachen und WechselWirkungen sie nicht durchschauen.
Die Küche bietet ein wunderbares ErfahrungsFeld, um wieder etwas ganzheitlich und in einem Gefüge bewusst erlebter Zusammenhänge zu tun: Wenn es nicht gleich der eigene Garten ist, so können immerhin Kräuter im FensterKasten gezogen werden, Zutaten werden eingekauft und zuhause vorbereitet, und zuletzt wird alles in der richtigen Art und Weise zu einem Essen "komponiert". Ein ZEN-Übung in Achtsamkeit und bewusstem Tun. Sie wird nicht nur dem Leib, sondern auch der Seele gut tun - neben der Befriedigung, etwas direkt Erfahrbares und Genießbares geschaffen zu haben.
Und vielleicht regt uns eine solche "Übung" auch an, auf anderen Gebieten wieder mehr auf die "Zutaten", ihre Herkunft, Konsistenz und "Zubereitung" zu achten.